Ex-Sowjetrepublik:Usbekischer Präsident Karimow gestorben

Islam Karimow

Islam Karimow bei einem Interview im März 2016.

(Foto: dpa)
  • Nach einem Schlaganfall ist der usbekische Präsident Islam Karimow gestorben.
  • Usbekistans Bevölkerung ist arm, die Elite aber lebt im Luxus.
  • Die Bundesregierung hat sich stets um ein gutes Verhältnis zu Taschkent bemüht.

Von Julian Hans, Moskau

Der usbekische Präsident Islam Karimow ist tot, und es ist offen, wer das zentralasiatische Land künftig führen soll. Der 78-Jährige war am vergangenen Samstag mit einer Hirnblutung auf die Intensivstation gebracht worden. Seitdem hielten sich Gerüchte über seinen Tod, verbunden mit der Angst vor Unruhen in dem Land mit etwa 30 Millionen Einwohnern. Am Freitag bestätigte die Regierung in Taschkent schließlich, dass Karimow gestorben ist.

Herrscher ohne Opposition

Karimow machte in der Kommunistischen Partei Karriere, wurde Finanzminister der Usbekischen Sowjetrepublik und 1990 ihr Präsident. Nach dem Zerfall der Sowjetunion rettete er seine Macht in die neue Zeit und wurde 1991 Präsident des unabhängigen Usbekistan. Seitdem führt er den Staat ohne echte Kontrolle durch Parlament oder Justiz mit großer Gewalt.

Reich an Bodenschätzen, arme Bevölkerung

Usbekistan ist reich an Bodenschätzen, aber seine etwa 30 Millionen Einwohner leben mehrheitlich in großer Armut. Menschenrechtsgruppen berichten von Folter und von Arbeitsbedingungen, die an Sklaverei grenzen. So gehen Schüler und Studenten oft über Wochen nicht zur Schule, weil sie zur Baumwollernte verpflichtet werden.

Derweil lebt die Herrscherfamilie in großem Prunk. Die Töchter führen ein Jetset-Leben; die 1972 geborene Gulnara war Botschafterin ihres Landes bei den Vereinten Nationen sowie in Spanien und galt lange als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters. Berichten zufolge waren weite Teile der Wirtschaft Usbekistans in ihrer Hand.

Vor drei Jahren wurde ihre Gier offenbar auch dem Vater ungeheuer; die Behörden begannen gegen Personen in ihrem Umfeld zu ermitteln, sie selber kam unter Hausarrest. Im November 2013 erklärte sie öffentlich, keine Ambitionen auf das Präsidentenamt zu haben. Seitdem ist die Nachfolgefrage unklar.

Bundesregierung um gutes Verhältnis bemüht

Eine Opposition hat Karimow nicht zugelassen. Kritiker werden unter dem Vorwurf verfolgt, sie seien Islamisten. Soziale Unruhen wurden brutal niedergeschlagen. Als im Mai 2005 Tausende Menschen in der Stadt Andischan demonstrierten, ließ der Präsident die Stadt abriegeln und Soldaten in die Menge schießen. Mindestens 400 Menschen starben.

Trotz der Willkürherrschaft und schwerer Menschenrechtsverletzungen hat sich die Bundesregierung stets um ein gutes Verhältnis zu Taschkent bemüht. Nicht zuletzt, weil das Land als Partner in der Region gebraucht wurde. Von 2002 bis 2015 nutzte die Bundeswehr den Lufttransportstützpunkt in Termez für den Einsatz im Nachbarland Afghanistan.

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