Ex-RAF:Weitere Überfälle

Für eine ganze Serie von Überfällen in Norddeutschland sollen drei mutmaßliche frühere RAF-Terroristen verantwortlich sein.

Von Ronen Steinke, München

Als ruhig, höflich und besonnen beschreiben die Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) Niedersachsen das Auftreten der Maskierten, die in Norddeutschland seit 2011 Supermärkte ausgeraubt haben. Dahinter verbergen sich offenbar die drei mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette. Das Trio habe nach jüngsten Erkenntnissen seit 2011 eine ganze Serie von Überfällen begangen. Tatorte waren Celle, Stade, Elmshorn, Osnabrück, Northeim und Hildesheim. Bisher galt nur als sicher, dass die drei Untergetauchten 2015 erfolglos Geldtransporter in Stuhr bei Bremen und Wolfsburg überfallen hatten. Staub, 61, Garweg, 47, und Klette, 57, werden der dritten RAF-Generation zugerechnet. Sie werden seit den Neunzigerjahren per Haftbefehl gesucht und sollen unter anderem einen Anschlag auf die JVA Weiterstadt begangen haben. 1998 hatte sich die RAF offiziell aufgelöst. Die Ermittler nehmen nun an, dass das Trio seither keine politischen Delikte mehr begangen hat, sondern nur noch Überfälle aus Geldnot. Nachdem sich die Polizei im vergangenen Monat mit neuen Fahndungsfotos an die Öffentlichkeit gewandt hatte, sind bei ihr 60 neue Hinweise eingegangen, die noch ausgewertet werden. Vor allem aber haben die Fahnder begonnen, auch in den Niederlanden nach Staub, Klette und Garweg zu suchen. Ein Mobiltelefon, das die mutmaßlichen Täter zum Kauf eines Fluchtwagens verwendet hatten, war laut einer Funkzellenanalyse in den Niederlanden abgeschaltet worden. Auch im Nachbarland haben sich die Ermittler über das Fernsehen an die Bevölkerung gewandt.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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