Ex-RAF-Terroristin Mohnhaupt:Nach 24 Jahren in Freiheit

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Die einstige Terroristin Brigitte Mohnhaupt verlässt im Morgengrauen das Gefängnis in Aichach. Dann sind noch drei ehemalige RAF-Mitglieder in Haft.

Hans Holzhaider

Die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt ist nach mehr als 24 Jahren Haft wieder auf freiem Fuß. Die 57-Jährige wurde in der Nacht zum Sonntag aus der Justizvollzugsanstalt Aichach entlassen.

Brigitte Mohnhaupt 1997 auf einem Bild des Bundeskriminalamts. (Foto: Foto: AFP)

Zwischen zwei und drei Uhr morgens sei Mohnhaupt von einem Bekannten mit dem Auto abgeholt worden, sagte Anstaltsleiter Wolfgang Deuschl. Die ungewöhnliche Tageszeit sei gewählt worden, weil Mohnhaupt ohne öffentliches Aufsehen entlassen werden wollte. "Ihr Wunsch nach Privatheit ist extrem ausgeprägt", sagte Deuschl.

Trotzdem entkam die prominente Gefangene bei ihrer Entlassung den Medien nicht vollständig. "Wir wurden hier seit Tagen belagert", sagt Anstaltsleiter Deuschl. Auch zu dieser nachtschlafenden Stunde, als die Uhren von Winter- auf Sommerzeit umgestellt wurden, gelang es einigen Journalisten, Mohnhaupt bei ihren ersten Schritten in Freiheit abzufangen.

"Ruhig und selbstbewusst"

Sie lehnte aber jede Stellungnahme ab und erklärte lediglich, sie wolle ihre Ruhe haben. Mohnhaupt habe auch während der letzten Wochen in Aichach sämtliche Interviewanfragen abgewiesen, sagte Deuschl. Er gehe fest davon aus, dass die Ex-Terroristin nicht, wie von vielen befürchtet, jetzt "von Talkshow zu Talkshow tingeln" werde.

Einen Pressebericht, wonach Mohnhaupt künftig in Karlsruhe leben werde, bestätigte Deuschl nicht. "Das ist mir neu", sagte er zu einer entsprechenden Meldung im Online-Dienst des Magazins Focus. Dort wurde berichtet, Mohnhaupt könne in Karlsruhe in einem Autozuliefererbetrieb arbeiten, der dem Sohn einer Freundin gehöre.

Deuschl sagte, er habe sich am Freitag von Mohnhaupt verabschiedet, "wie es bei langstrafigen Gefangenen üblich ist". In der Süddeutschen Zeitung hatte Deuschl Mohnhaupt als "ruhigen, selbstbewussten und hilfsbereiten Menschen" charakterisiert. Sie vertrete "schon längst nicht mehr ihre früheren Überzeugungen" und sei "keinesfalls eine Hardlinerin". Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber nannte die Freilassung "eine Provokation für das Rechtsgefühl der breiten Mehrheit".

Mohnhaupt war eine der Schlüsselfiguren der sogenannten zweiten Generation der Rote-Armee-Fraktion. Nach den Feststellungen des Oberlandesgerichts Stuttgart war sie mitverantwortlich oder direkt beteiligt an den Morden an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und dessen beiden Begleitern, an der Ermordung des Bankkaufmanns Jürgen Ponto, an der Entführung von Hanns-Martin Schleyer, bei der vier Begleiter erschossen wurden, und an der späteren Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten.

Keine Kooperation

Im April 1985 wurde sie zu fünfmal lebenslanger und zusätzlich 15 Jahren Haft verurteilt, die höchste Strafe, die je ein bundesdeutsches Gericht in einem Terroristenprozess verkündet hat. Eine Kooperation mit der Staatsanwaltschaft, die ihr - wie einer Reihe anderer Angeklagten aus der RAF - einen Kronzeugenbonus hätte einbringen können, lehnte sie stets ab.

Auch als sie 1997 als Zeugin im Prozess gegen Monika Haas gehört wurde, die angeblich die Waffen für die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut geliefert hatte, weigerte sich Mohnhaupt, Angaben über Mittäter zu machen.

Am 12. Februar hatte das Oberlandesgericht Stuttgart auf Antrag der Bundesanwaltschaft entschieden, dass Mohnhaupt nach Verbüßung der vom Gericht festgesetzten Mindesthaftzeit von 24 Jahren zu entlassen sei. Damit sind jetzt nur noch drei ehemalige RAF-Terroristen in Haft: Eva Sybille Haule, Birgit Hogefeld und Christian Klar.

© SZ vom 26.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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