Ex-RAF-Terroristin:Brigitte Mohnhaupt aus der Haft entlassen

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Nach mehr als 24 Jahren im Gefängnis ist Mohnhaupt nach Angaben der Justizvollzugsanstalt Aichach am Sonntagmorgen aus der Haft entlassen worden. Mohnhaupt war hauptverantwortlich für eine Serie von RAF-Mordanschlägen im Jahr 1977.

Nach mehr als 24 Jahren Haft ist die frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt am frühen Sonntagmorgen aus der Haft entlassen worden. "Frau Mohnhaupt hat das Gefängnis in Aichach zwischen 2.00 und 3.00 Uhr verlassen", sagte ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums.

Brigitte Mohnhaupt (undatiertes Fahndungsfoto) und Christian Klar (1992). (Foto: Foto: dpa)

Wohin die 57-Jährige gebracht wurde, sagte er nicht. Beobachter hatten berichtet, Brigitte Mohnhaupt sei von einem Fahrzeug aus dem Gefängnis gebracht worden. Einem "Focus"- Bericht zufolge wird sie voraussichtlich in Karlsruhe wohnen und arbeiten.

Mohnhaupt könne in der badischen Stadt einen Job bei einem Autozulieferer-Betrieb annehmen, berichtet das Nachrichtenmagazin. Die Firma gehöre dem Sohn einer Freundin von Mohnhaupt, die ihre Jugend im Badischen verbracht hatte.

In Karlsruhe lebt auch die Mutter des früheren RAF-Terroristen Christian Klar, der in der Justizvollzugsanstalt im benachbarten Bruchsal einsitzt. Sollte Klar, wegen neun Morden zu lebenslanger Haft verurteilt, Anfang 2009 auf Bewährung freikommen, könnte ihm der Kontakt zu seiner einstmals engen Vertrauten Mohnhaupt verboten werden. Bei einer Begnadigung durch den Bundespräsidenten, die Klar beantragt hat, wären derartige Auflagen nicht möglich.

Mohnhaupt gilt als Rädelsführerin der Entführung und Ermordung des Arbeitgeber-Präsidenten Hanns-Martin Schleyer im Herbst 1977. Sie war 1977 auch am Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und an der missglückten Entführung des Bankiers Jürgen Ponto beteiligt, auf den sie die tödlichen Schüsse abgab.

Auch ein fehlgeschlagener Anschlag auf die Bundesanwaltschaft 1977 und ein Panzerfaust-Attentat auf einen US-amerikanischen General 1981 gehen mit auf ihr Konto. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte sie 1985 zu fünf Mal lebenslang plus 15 Jahre Freiheitsstrafe.

Das ehemalige RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo bezeichnete die Morde der "Roten Armee Fraktion" im Berliner Tagesspiegel am Sonntag als "unmenschlich". Dellwo, der am Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm im April 1975 beteiligt war, sagte, er akzeptiere, "dass unsere Handlungen Folgen für uns haben mussten". Er trage am Tod der beiden Botschaftsgeiseln wie jedes Kommandomitglied "die gleiche ungeteilte Schuld".

Die RAF habe nicht von einer Gegengesellschaft und Gegenmoral reden können, "wenn dies Geiselerschießungen und somit die vollständige Verdinglichung von Menschen beinhaltet". Dellwo, der insgesamt 21 Jahre in Haft saß, lebt seit 1995 wieder in Freiheit.

Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) warnte in einem Beitrag für die Zeitung vor einer Schieflage in der aktuellen RAF- Debatte. Die RAF dürfe nicht "auf bloße Gewaltfantasien und die Lust zu morden reduziert werden". Sie sei ein "radikalisiertes Zerfallsprodukt der linken Protestbewegung".

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