Umfragen in den USA:Bush überflügelt Obama

Als George W. Bush seine aktive Politikerkarriere beendet hatte, war er so unbeliebt wie kaum ein Präsident vor ihm. Doch plötzlich überholt er den Mann, der so beliebt war, wie kaum ein Präsident vor ihm.

Als sich George W. Bush und sein frischgewählter Nachfolger Barack Obama am 10. November 2008, nur sechs Tage nach den US-Präsidentschaftswahlen, im Weißen Haus trafen, konnte ihre Popularität unterschiedlicher nicht sein: Bush, der nach zwei Amtsperioden abtreten musste, konnte nur noch eine Zustimmungsrate von 27 Prozent für sich verbuchen - ein historischer Wert: Nur in Richard Nixon (der wegen des Watergate-Skandals zurücktreten musste) und Harry Truman hatte die US-Bevölkerung jemals weniger Vertrauen gezeigt. Obama, der mit seinem Leitspruch "Yes, we can" die Mehrzahl der Wähler auf seine Seite gezogen hatte, fand dagegen die Zustimmung von 66 Prozent der Amerikaner.

George W. Bush, Barack Obama

Da konnte auch Barack Obama (links) noch lachen. Inzwischen liegen seine Zustimmungsraten unter denen seines Amtsvorgängers George W. Bush (rechts).

(Foto: AP)

Zwei Jahre später sieht sie Sache etwas anders aus. Erstmals hat nun das Meinungsforschungsinstitut Gallup die Amerikaner nach ihrer Ansicht über den früheren Staatschef befragt - und Erstaunliches erfahren: Der Erhebung zufolge sind im Rückblick 47 Prozent der US-Bürger mit Bushs Amtsführung zufrieden. Das ist ein erheblicher Anstieg. Vergessen scheinen der Irakkrieg, die Wirtschaftskrise und das Debakel nach dem Hurrikan Katrina, die damals zu Bushs Popularitätsverlust beigetragen hatten. Damit übertrifft die Zustimmungsrate des alten sogar die des neuen Präsidenten. Obamas Politik wird laut Gallup im Moment nur von 46 Prozent der Amerikaner gutgeheißen.

Vergleicht man allerdings die Werte Bushs zum Zeitpunkt kurz nach den Kongresswahlen im Jahr 2006, zeigt sich ein anderes Bild. In den drei Tagen nach den Wahlen konnte Bush damals auf eine durchschnittliche Zustimmungsrate von 35 Prozent bauen - das sind zehn Prozentpunkte unter dem für denselben Zeitraum im Jahr 2010 gemessenen Durchschnittswert Obamas.

Nach den Kongresswahlen bleiben dessen Zustimmungswerte sogar außergewöhnlich stabil. Während für die meisten amerikanischen Präsidenten, deren Partei in den Kongresswahlen herbe Verluste hinnehmen musste, die Zustimmungsraten im Anschluss fielen, ist das bei Obama nicht der Fall: Seit dem 1. November - einen Tag vor den Kongresswahlen - pendelt die Zustimmung für Obama um die 45 Prozent.

Will Obama im Jahr 2012 als Präsident wiedergewählt werden, muss er sich allerdings anstrengen: Die bisherigen wiedergewählten Präsidenten konnten fast alle auf Zustimmungsraten von mehr als 50 Prozent (bei der Gesamtbevölkerung) setzen. Die niedrigste Zustimmungsrate vor seiner Wiederwahl im Jahr 2004 verzeichnete jedoch ausgerechnet Bush: Sie lag damals bei 48 Prozent - einen Prozentpunkt über seinem heutigen Wert.

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