Evan McMullin:Der aufrechte Konservative, der Präsident Trump verhindern will

Evan McMullin

Evan McMullin tritt gegen Donald Trump und Hillary Clinton an.

(Foto: evanmcmullin.com)
  • Evan McMullin tritt als unabhängiger Präsidentschaftskandidat gegen Donald Trump an.
  • Der frühere CIA-Agent hat als Stratege der Republikaner gearbeitet.
  • McMullin will Mormonen in seinem Heimat-Bundesstaat Utah als Wähler gewinnen. Bei ihnen ist Trump besonders unbeliebt.

Porträt von Matthias Kolb, Washington

Dass es in der Politik auf das richtige Timing ankommt, weiß Evan McMullin genau. Der Republikaner verkündigt seine Präsidentschaftskandidatur wenige Stunden, bevor sich Donald Trump mit einer Grundsatzrede zur Wirtschaftspolitik nach seiner Chaos-Woche mit unzähligen Kontroversen wieder seriöser geben will. Die Aufmerksamkeit zu Wochenbeginn, das steht jetzt schon fest, muss sich Trump teilen.

Wieso McMullin als unabhängiger Bewerber ins Rennen einsteigt, ist klar: Er ist entsetzt, dass die Republikaner den Geschäftsmann als Kandidaten nominiert haben und will sich nicht vorwerfen, geschwiegen zu haben. "Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun", steht in der Kurzbiografie seines Twitter-Accounts.

"In einem Jahr, in dem die Amerikaner das Vertrauen in die Kandidaten der beiden großen Parteien verloren haben, ist es an der Zeit, dass eine neue Generation hervortritt. Die Amerikaner verdienen etwas Besseres als alles, was Donald Trump und Hillary Clinton uns anbieten", schreibt McMullin in einem Statement, das ABC News veröffentlicht. Verglichen mit Trump, 70, und Clinton, 68, vertritt der 40-Jährige wirklich ein jüngeres Amerika. Er biete sich "demütig" jenen Millionen desillusionierten Wählern an, die sich nach einem "konservativen Kandidaten" sehnten.

Dass er Donald Trump nicht als "aufrechten Konservativen" ansieht und sich selbst der #NeverTrump-Bewegung zugehörig fühlt, hatte McMullin in diversen Tweets deutlich gemacht. Wer als Republikaner den Geschäftsmann trotzdem unterstütze, so seine Klage, dem sei Macht wichtiger als Prinzipien.

Das ist Evan McMullin

Der 40 Jahre alte Trump-Rivale wurde in Provo im US-Bundesstaat Utah geboren. Er ist Mormone und studierte (wie auch Mitt Romney) an der dortigen Brigham Young University (BYU). Anschließend arbeitete er elf Jahre für die CIA - die BYU-Absolventen sind beim Auslandsgeheimdienst sehr beliebt, da sie nach ihrer Zeit als Mormonen-Missionare mehrere Fremdsprachen sprechen. McMullin verbrachte in dieser Funktion ein Jahr in Brasilien.

Für die CIA war er als Agent im Nahen Osten, Nordafrika und Südostasien im Einsatz - seine Erfahrung in außenpolitischen Fragen wird McMullin oft betonen. Er kennt den Anti-Terror-Kampf aus eigener Anschauung - und argumentiert, dass gute Beziehungen zu Muslimen in den USA und im Ausland extrem wichtig seien, um Anschläge zu verhindern und Terrorismus zu bekämpfen.

Später machte er einen MBA-Wirtschaftsabschluss an der renommierten Wharton School of Finance - hier studierte auch Trump. Nach einem Job bei der Investmentbank Goldman Sachs arbeitete er zunächst als Berater für nationale Sicherheit für den außenpolitischen Ausschuss des Repräsentantenhauses. Seit 2015 war er als "Chief Policy Director" für die republikanische Fraktion im Repräsentantenhaus tätig - hinter dem klangvollen Titel verbirgt sich die Aufgabe, sich um Organisation, Kommunikation sowie Strategie zu kümmern.

Wer unterstützt Evan McMullin

Eine Gruppe namens "Better for America" bemüht sich seit Wochen, als Teil der #NeverTrump-Bewegung einen konservativen Herausforderer für Trump zu finden. Nach Informationen von Buzzfeed News soll sich mit Rick Wilson ein sehr erfahrener Wahlkampfberater um die Kampagne kümmern.

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sich der frühere Präsidentschaftskandidat Mitt Romney für McMullin engagiert. Weil Trump wegen seines oft beleidigenden Auftretens unter Mormonen extrem unbeliebt ist, dürfte sich der Neuling vor allem auf Utah konzentrieren. Auch in anderen Bundesstaaten wie Idaho, Arizona oder Nevada leben viele Mormonen - wenn McMullin hier auch nur einige Prozent erhalten würde, könnte er Trump enorm schaden.

Allerdings ist allen Beobachtern zu empfehlen, die Entwicklungen der kommenden Wochen abzuwarten. Auch wenn Donald Trump nach den Parteitagen in allen Umfragen verloren hat, so liegt er noch immer bei knapp 40 Prozent und es spricht wenig dafür, dass sich Millionen Republikaner (mehr hier) von dem Immobilienmogul abwenden.

Die vergangenen Tage haben das bestehende Image Trumps bei seinen Fans und Gegnern bestätigt - mit Evan McMullin wird nun neben der Demokratin Hillary Clinton ein weiterer Politiker über das "Sicherheitsrisiko" Trump reden.

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