Europaparlament:Germanisierung

Dass immer mehr EU-Ämter an Deutsche gehen, ist fatal.

Von Stefan Kornelius

Europas Sozialisten haben einen neuen Fraktionschef gewählt: Der Deutsche Udo Bullmann soll die Gruppe der sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien im Europaparlament anführen. Glückwunsch könnte man sagen, wenn es nicht so traurig wäre - denn Bullmann steht für den schlechten Trend der Germanisierung europäischer Institutionen. Das wird nicht ohne Folgen bleiben.

Vier Fraktionen im Europaparlament werden inzwischen von Deutschen geführt: die Christdemokraten von Manfred Weber, die Vereinte Linke von Gabriele Zimmer, die Grünen von Ska Keller und nun eben die Sozialisten. Bullmann ist nichts vorzuwerfen, er verfügt über viel Erfahrung und war sicher ein plausibler Kandidat. Aber darauf allein kommt es nicht an in der Stellenarithmetik. Die Empörung über den Durchmarsch des Spitzen-Machiavellis Martin Selmayr in die Führung der Kommissions-Beamtenschaft war auch deshalb so groß, weil nun drei der vier großen Brüssler Generalsekretariate von Deutschen geleitet werden.

Nach der Europawahl 2019 beginnt das Personalroulette erst. Berlin will natürlich mitspielen bei der Besetzung der Zentralbank oder der Kommissionsspitze. All das muss Bullmann und die SPD nicht kümmern. Aber: In den meisten Ecken Europas wird auf das nationale Guthaben geschaut. Da häufen sich für Deutschland die Einzahlungen. Möge sich niemand wundern, wenn sich das nach der Europawahl 2019 ändert. Die EU hat viele Mitglieder.

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