Europäische Union:Zuschauen aus Brüssel

Aleppo ist in der Nachbarschaft. Warum kann die EU nichts tun?

Von Daniel Brössler

Qualvoll sind diese Tage. Die Welt sieht Bilder aus Aleppo, die nicht zu ertragen sind. Sie sieht geschundene Kinder, Frauen und Männer, die einen Weg aus der Hölle suchen und nicht wissen, ob die Busse, die sie abholen, in die Sicherheit fahren oder in den Tod. Der Bürgermeister von Ost-Aleppo, Brita Hagi Hasan, flehte am Donnerstag in Brüssel, sie sollten das Töten stoppen, sie sollten die Kinder retten. Nicht eine anonyme internationale Gemeinschaft flehte er an, sondern 28 Staats- und Regierungschefs der EU. Es sind eben nicht nur Tage der Qual, sondern auch der Schande.

Das belegt nicht zuletzt ein Appell von Frankreichs Präsident François Hollande. Der forderte, Europa müsse angesichts des Leids der Menschen in Aleppo einig auftreten und sich Gehör verschaffen. Wie wahr und gleichzeitig wie hilflos. Die EU spielt schlimmstenfalls die Rolle des schockierten Beobachters und bestenfalls die des gutwilligen, aber in seinen Möglichkeiten beschränkten Nothelfers. Damit beeindruckt sie keinen der Hauptverantwortlichen für das Sterben, weder den syrischen Machthaber Baschar al-Assad noch Russlands Präsidenten Wladimir Putin.

Kurzfristig bleibt dieser EU also nur, das Leid der Menschen in Aleppo und anderswo in Syrien wo immer möglich zu lindern. Danach aber muss sich Europa darüber klar werden, ob es auch künftig bei Verbrechen in seiner Nachbarschaft nur ohnmächtig zuschauen will.

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