Europa und USA:Partner - für wie lange?

Vizepräsident Pence säuselt in Brüssel, aber noch sind Zweifel erlaubt.

Von Daniel Brössler

Keiner soll sagen können, Mike Pence habe sich nicht informiert über die Europäische Union. Beim Antrittsbesuch in Brüssel konnte er verschiedene Gründungsdaten der Gemeinschaft nennen und ihre Grundfreiheiten aufzählen. Wichtiger noch: Der Vizepräsident hat versichert, dass die USA nicht auf einen Zusammenbruch der EU bauen, sondern in ihr immer einen Partner sehen. In Zeiten Donald Trumps reicht das in Brüssel schon für einen lauten Stoßseufzer der Erleichterung.

Die EU hatte Trump nicht einfach nur als veraltet bezeichnet wie die Nato. Er hat sie als Erfüllungsgehilfen Deutschlands abqualifiziert, sich begeistert über den Brexit geäußert und freudig den Austritt weiterer EU-Staaten prophezeit. Trump hat also nicht nur nicht wie über einen Freund geredet, sondern ziemlich unverblümt wie über einen Feind.

Ob man die Mission Schadensbegrenzung nun als geglückt betrachtet, hängt von der Erwartung ab. Für die EU-Vertreter war es schon viel wert, von einem Abgesandten Trumps freundliche Worte zu hören. Das war mehr, als einige zu hoffen gewagt hatten. So gesehen, hat Pence die Prüfung bestanden. Nur bringt das wenig. Die Verunsicherung kann nur derjenige beseitigen, der sie zu verantworten hat. Die Zweifel aber, ob Donald Trump den Stoff durchdrungen hat, konnte Pence nicht ausräumen. Es bleibt das bange Warten auf den nächsten Tweet.

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