Euro:Stunde der Bewährung

Der Euro als Bargeld ist 15 Jahre alt. Zerbricht er jetzt? Besser nicht!

Von Marc Beise

Der Euro ist genau 15 Jahre alt, handgreiflich, als Bargeld. Seit dem Neujahrstag 2002 sind Millionen Deutsche herangewachsen, die kein anderes Geld kennen. Daran sollten die meist älteren Liebhaber der D-Mark gelegentlich denken, wenn sie mal eben deren Wiedereinführung fordern: Die gute alte Zeit, wenn sie denn je gut war, ist vorbei.

Ökonomen wiederum wie der amerikanische Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, die das verschuldete und disparate Europa wirtschaftlich durch die Auflösung des Euro retten wollen, missachten dramatisch die politische Dimension des Themas. Man kann über das gemeinsame Geld, die Europäische Zentralbank und die Rettungspakete viel klagen - wer aber Hand an diese Strukturen legt, tritt eine Reise ins Ungewisse an. Euro-Europa funktioniert oft mehr schlecht als recht, aber es funktioniert, die Währung ist das disziplinierende Band. Auf dessen Zerfall sollte besser niemand wetten. Allerdings hängt viel von der Reformbereitschaft maßgeblicher Länder ab: Frankreich muss seine Wirtschaft stärken, Italien seine Institutionen verbessern, Deutschland in seine Infrastruktur investieren.

Die Zeiten sind, wohl wahr, schwierig genug. Die Rahmenbedingungen von Brexit bis Trump sind schlecht, von schwelenden Bankenkrisen ganz zu schweigen. Aber auch das ist wahr: Europa ist meist in Zeiten der Krise vorangekommen. Warum also nicht auch jetzt?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: