Macron in USA:15 Flaschen Wein, zwölf Handtaschen, elf Schals

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Ein lebendes Geschenk ist mit viel Verantwortung belastet: Die Macrons brachten ihren Gastgebern in Washington eine Eiche mit. (Foto: REUTERS)

Während die deutsche Anti-Bling-Kanzlerin schon mal eine blaue Schwimmbrille mitbringt, lassen sich die französischen Präsidenten bei Gastgeschenken traditionell nicht lumpen.

Von Nadia Pantel, Paris

Schenken ist eine Kunst. Ein Gast, der um seiner selbst willen eingeladen wurde, kann seine Dankbarkeit und Zuneigung mit einer Tafel Schokolade oder einem Strauß Blumen ausdrücken. Schwieriger wird es für Staatsgäste. Vor pompöser Kulisse wirken Tulpen schnell mickrig. Außerdem ist "die müssen Sie nur noch unten anschneiden" nicht der erste Satz, den man als französischer Präsident zu First Lady Melania Trump sagen möchte.

Daher ließ Emmanuel Macron dem amerikanischen Präsidentenpaar Trump lieber eine Eiche besorgen. Merke: Bürger schenken Blumen, Präsidenten schenken Bäume. Allerdings nur, wenn sie ein so ausgeprägtes Selbstbewusstsein wie Macron haben. Denn jeder weiß, dass man mit lebenden Geschenken dem Beschenkten einiges an Verantwortung aufbürdet. So ein Baum muss gegossen und gestutzt - und er kann nicht einfach ins Gastgeschenke-Archiv des Weißen Hauses gestellt werden.

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Genau in diesem Archiv ist aufgelistet, was die französischen Präsidenten ihren US-Amtskollegen mitbrachten. Die Top Ten liest sich klassisch: 15 Flaschen Wein, zwölf Handtaschen, elf Schals, zehn Uhren, sechs Vasen, fünf Stifte, drei Lampen, drei Bronzestatuen, drei Bücher, drei historische Dokumente wechselten von 2002 bis 2015 den Staatsbesitz. Dass die Franzosen Handtasche um Handtasche und Schal um Schal verschenkten, liegt wohl daran, dass sie sich der Qualität ihrer Luxusindustrie sehr sicher sind. Wenige Menschen wollen Gegenstände umtauschen, auf denen Chanel oder Christian Dior steht.

Nicolas Sarkozy, der Exzess-Experte unter Frankreichs Präsidenten, traute sich sogar, das obere Ende der Produktpalette von Hermès auszuschöpfen. George W. Bush brachte er einen Sattel im Wert von 6200 Dollar mit, Barack Obama bekam eine Golftasche für 7750 Dollar. Das präsidiale Schenken scheint Sarkozy enorme Freude bereitet zu haben.

Innerhalb von fünf Jahren investierte Sarkozy 90 479 Dollar in Geschenke für Bush und Obama. Das ist knapp dreimal so viel wie der Taschen-und-Schal-Etat seines Vorgängers und Nachfolgers zusammen, errechnete die Zeitung Le Parisien. Jacques Chirac kaufte den US-Präsidenten in seiner zweiten Amtszeit für 20 183 Dollar Präsente. François Hollande gab in seinen ersten vier Jahren im Élysée 14 591 Dollar für Obama-Präsente aus.

Als die amerikanische Regierung 2013 alle Gegenstände auflistete, die die Obamas 2011 erhalten hatten, stand hinter den teuersten Geschenken immer derselbe Name: Nicolas Sarkozy. Zwischen den französischen Einträgen "Silberfüller von Dupont, weiße Polohemden von Lacoste, Aktentasche von Louis Vuitton mit den Initialen O.B." finden sich auch deutsche Mitbringsel. "Adidas Schwimmbrille in Blau" und "Adidas Kapuzenpullover", überreicht von "Her Excellency Dr. Angela Merkel", der Anti-Bling-Kanzlerin.

Wenn sich allerdings die Geschichte jeder Präsidentschaft in Geschenken erzählen ließe, dann ist nicht nur Sarkozys Kaufrausch bezeichnend, sondern auch Hollandes Pech. Im Januar 2013 bekam der damalige Präsident von der Regierung Malis ein Kamel überreicht. Hollande brachte das Tier bei einer Pflegefamilie unter. Drei Monate später war das Tier zu einem Eintopf verkocht.

© SZ vom 25.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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