Essen:Anschlag auf Sikh-Tempel: Zwei 16-Jährige unter Terrorverdacht

Polizei Pk zu Anschlag auf Sikh-Gebetshaus

Ein Polizist vor dem Tempel in Essen, in dem der Sprengsatz detonierte.

(Foto: dpa)
  • Nach dem Anschlag auf ein Sikh-Gebetshaus in Essen geht die Polizei von einem islamistischen Hintergrund aus.
  • Zwei 16-Jährige wurden festgenommen.
  • Sie werden beschuldigt, einen Sprengsatz gezündet zu haben, der drei Personen verletzte.

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Nach einem Bombenanschlag auf ein Sikh-Gebetshaus in Essen geht die Polizei von "religiös eingefärbtem Terror der islamistischen Szene" aus. In der Nacht zum Donnerstag hatten Polizisten zwei 16-jährige Tatverdächtige in Gelsenkirchen und Essen festgenommen. "Die Beschuldigten haben klare Bezüge zur Terrorszene", sagte der Essener Polizeipräsident Frank Richter. Man rechne damit, dass es weitere Festnahmen geben werde. Noch immer beschäftigen sich rund 60 Beamte rund um die Uhr mit der Aufklärung weiterer Hintergründe.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte, jetzt müsse ermittelt werden, welche Kontakte die beiden Festgenommenen konkret in die gewaltbereite salafistische Szene haben. Die Beschuldigten seien beide bereits beim Bundesamt für Verfassungsschutz vermerkt gewesen. Allerdings seien sie bislang nicht als gewaltbereite Akteure der Salafistenszene aufgefallen. In der Bewertung des Anschlags gab sich Innenminister Jäger zurückhaltend. Nach bisherigen Ermittlungen handele es sich nicht um eine geschlossene Gruppe, es sei noch kein politisches Ziel erkennbar. Die Beschuldigten seien beide in Deutschland geboren. Jäger sagte, es sei erschreckend, dass Menschen, die hier aufgewachsen sind, Bomben bauen. "Der Fahndungs- und Ermittlungsdruck in NRW ist hoch", sagte Jäger.

Unklar ist, ob die 16-Jährigen Mitglieder einer islamistischen Organisation sind

Am Samstag waren bei der Explosion in dem Essener Gebetshaus drei Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Mehrere Zeugen hätten danach eine maskierte Person vom Tatort fliehen sehen, sagte ein Polizeisprecher am Samstagabend. Zunächst hieß es allerdings noch, für einen Terroranschlag gebe es keine Hinweise. Etwa fünf Stunden vor der Detonation hatte in dem Gebäude eine indische Hochzeit stattgefunden. Ein Teil der Festgesellschaft hielt sich in einem nahegelegenen Festsaal auf. "Es hätte sehr viel mehr passieren können, wenn sich zum Zeitpunkt des Anschlages noch Menschen in dem Gebäude befunden hätten", sagte der Polizeipräsident. Das Haus wurde stark beschädigt, mehrere Fenster zerbrachen durch die Wucht der Explosion.

Die beiden Jugendlichen räumten die Tat zum Teil ein. Nachdem die Polizei Fotos veröffentlicht hatte, hatte sich einer der Beschuldigten in Gelsenkirchen freiwillig der Polizei gestellt. Der andere sei in seinem Elternhaus in Essen von Spezialkräften der Polizei festgenommen worden. Beide wurden am Donnerstag dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Ob sie mit einer bestimmten islamistischen Organisation sympathisieren, sagte Polizeipräsident Richter nicht. Es gebe "noch zahlreiche Spuren, die ausgewertet werden müssen". Am Mittwoch hatte die Polizei zwei zunächst festgenommene Männer wieder auf freien Fuß gesetzt, weil sich bei ihnen der Tatverdacht nicht erhärten ließ.

In Nordrhein-Westfalen gab es in der Vergangenheit immer wieder Festnahmen von jungen Erwachsenen, die sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) angeschlossen hatten. So wurde etwa der 25-jährige Nils D. aus Dinslaken im März zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: