Erpressungsversuch:Ex-Postvorstand schrieb den Drohbrief an Steinbrück

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Hermann Ude. Der ehemalige Postvorstand soll den anonymen Brief an Peer Steinbrück und seine Frau geschickt haben. Er habe sich über Äußerungen von Steinbrück geärgert, sagte Ude der Staatsanwaltschaft.

Von Hans Leyendecker

Der Drohbrief, mit dem SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erpresst und zum Rückzug aufgefordert werden sollte, stammt nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Bonn von einem früheren Vorstandsmitglied der Deutschen Post. Gegen den 52-jährigen Hermann Ude ermitteln die Staatsanwälte deshalb wegen des Verdachts auf versuchte Nötigung. Dies verlautete aus informierten Kreisen.

In einem anonymen Brief, der am 30. August verschickt worden war, hatte Ude den SPD-Kanzlerkandidaten zum Rückzug aufgefordert und anderenfalls mit Enthüllungen über eine angeblich von Steinbrück Ende der Neunzigerjahre schwarz beschäftigte Haushaltshilfe gedroht. Der Brief war an Gertrud Steinbrück, die Ehefrau des Kandidaten, adressiert. Die Steinbrücks hatten die Ermittlungsbehörden eingeschaltet und den Anschuldigungen vehement widersprochen. Der Fall war vor einer Woche publik geworden.

Ude soll gegenüber der Bonner Staatsanwaltschaft erklärt haben, er habe sich vor allem über Äußerungen von Steinbrück über die Ausbeutung von Geringverdienern geärgert. Aus diesem Grund habe er dann den Brief geschrieben. Die Haushaltshilfe hatte Ende der Neunzigerjahre mal kurze Zeit im Haus der Mutter von Gertrud Steinbrück gearbeitet und soll dann aus persönlichen Gründen ein festes Arbeitsverhältnis abgelehnt haben, woraufhin man sich getrennt habe. Sie arbeitet heute als Haushaltshilfe unter anderem bei Ude.

Der Manager, der bis 2011 bei der Deutschen Post im Vorstand für das Frachtgeschäft zuständig war, galt als einer der engsten Vertrauten des früheren Post-Chefs Klaus Zumwinkel. Er war zeitweise dessen Büroleiter.

Ude will einen Entschuldigungsbrief schreiben

2008 war Zumwinkel wegen einer Steueraffäre zurückgetreten. Er wurde ein Jahr später zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einer Geldauflage in Höhe von einer Million Euro verurteilt. Steinbrück, damals Bundesfinanzminister, hatte Zumwinkel damals hart kritisiert. Einen Zusammenhang der beiden Fälle scheint es allerdings nicht zu geben. Aus Udes Umgebung verlautete, Zumwinkel habe von dem Brief seines früheren Mitarbeiters "mit Sicherheit nichts gewusst". Der Brief sei "eine Dummheit" gewesen.

Die Staatsanwaltschaft Bonn, deren Politische Abteilung in diesem Fall ermittelt, geht derzeit davon aus, dass Ude ohne Kenntnis anderer den Brief geschrieben hat. Eine zuverlässige Quelle behauptet allerdings, schon Mitte August sei in konservativen Kreisen über einen solchen Vorwurf gegen Steinbrück gesprochen worden. Auch da sei es um einen Brief und eine angeblich illegale Beschäftigung im Haushalt von Steinbrück gegangen. Udes Umgebung dementiert diese Behauptung.

Ude soll früher der Jungen Union angehört haben, aber politisch ist er nicht in Erscheinung getreten. Er soll nach seinem Karriereknick bei der Deutschen Post wieder Aussicht auf Vorstandsämter in anderen Unternehmen gehabt haben. Hermann Ude will, wie verlautet, einen Entschuldigungsbrief an das Ehepaar Steinbrück schreiben.

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