Eröffnung der neuen türkischen Botschaft:"Wir bereiten uns darauf vor, Vollmitglied in der EU zu werden"

Kämpferisch wirbt der türkische Ministerpräsident Erdogan bei der Eröffnung der neuen türkischen Botschaft in Berlin für einen EU-Beitritt seines Landes. Man werde sich nicht bis 2023 hinhalten lassen. Doch auch an die Türken in Deutschland richtet er deutliche Worte.

Erdogan EU-Beitritt Türkei

Auch die in Deutschland lebenden Türken rief Erdogan dazu auf, selber einen Beitrag zur Integration zu leisten.

(Foto: dpa)

Die Türkei hat nach mehr als 70 Jahren wieder eine Botschaft im Berliner Diplomatenviertel. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) eröffneten den Neubau im Tiergarten, wo bis 1945 der Botschafter der türkischen Republik residierte.

Erdogan fand in seiner Eröffnungsrede deutliche Worte zu einem EU-Beitritt des Landes. "Wir bereiten uns darauf vor, dass wir Vollmitglied in der EU werden", so Erdogan. Bis 2023 werde sich die Türkei nicht hinhalten lassen. "Die Türkei ist keine Last für Europa. Die Türkei will Lasten übernehmen." Sein Land habe fast alle Schulden an den Internationalen Währungsfonds zurückgezahlt, "und heute können wir der EU ein Darlehen geben", berichtet die Welt. Gleichzeitig räumte er ein, dass es mit der Zypern-Frage einen zentralen Streitpunkt gebe.

Die in Deutschland lebenden Türken rief Erdogan dazu auf, selber einen Beitrag zur Integration zu leisten. "Wir wollen, dass die Türken in Deutschland fließend Deutsch sprechen", sagte Erdogan. "In diesem Sinne müssen sie Doppelsprachler sein und sich mehr und mehr am Leben beteiligen." Sie sollten nicht nur türkische Autoren kennen, "sondern auch Hegel, Kant und Goethe verstehen", sagte der Ministerpräsident.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hat die Bundesregierung zum Kurswechsel gegenüber der Türkei aufgefordert. Die Türkeipolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) "bedarf einer grundsätzlichen Überprüfung", sagte Trittin der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Trittin forderte, beim EU-Beitritt auf die Türkei zuzugehen, "anstatt sie immer krampfhaft außen vor zu halten". Mittlerweile müsste Europa ein großes Interesse daran haben, den ökonomisch boomenden und in der Region politisch bedeutsamen Schlüsselstaat am Bosporus an seiner Seite zu haben. Die Türkei unter Erdogan habe sich im Vergleich zu der Zeit vor 15 Jahren "erheblich zum Positiven" verändert. Das gelte auch für die Menschenrechtspolitik, die jedoch noch nicht genügend sei.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft heute mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs im Kanzleramt dürften der Bürgerkrieg in Syrien und die Lage der syrischen Flüchtlinge stehen.

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