Erneut Neuwahl:Island vor schwieriger Regierungsbildung

  • Die konservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson bleibt ersten Ergebnissen zufolge stärkste Partei.
  • Einer ihrer bisherigen Koalitionspartner verpasst aber den Einzug ins Parlament.
  • Auf Platz zwei liegt die links-grüne Bewegung von Katrín Jakobsdóttir. Doch auch für sie dürfte eine Regierungsbildung schwierig werden.

Die Isländer haben nach einer Reihe politischer Skandale ihre Mitte-rechts-Regierung ersten Ergebnissen zufolge abgewählt. Unklar ist aber, ob stattdessen ein linkes Bündnis eine ausreichende Mehrheit zustande bringt. Die Koalitionsgespräche dürften schwierig werden. Mindestens drei Parteien werden sich zu einer Koalition zusammenfinden müssen.

Nach ersten Ergebnissen der Abstimmung vom Samstag hat die konservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson Wähler verloren, bleibt aber stärkste Partei und wird etwa 17 der 63 Abgeordneten stellen. Auf Platz zwei lag nach Auszählung von etwa der Hälfte der Stimmen die links-grüne Bewegung von Katrín Jakobsdóttir mit elf Sitzen. Sie dürfte versuchen, Benediktsson mit einer Mitte-links-Koalition aus dem Amt zu drängen.

Auf Platz drei folgen die Sozialdemokraten. Sie konnten ihre Stimmen nahezu verdoppeln und wären ein möglicher Koalitionspartner der Links-Grünen. Die Piratenpartei könnte sich einer linken Koalition anschließen, hat aber deutlich verloren. Doch auch diese drei Parteien kommen zusammen wohl nicht auf die erforderliche Mehrheit an Parlamentssitzen.

Zweite Wahl binnen eines Jahres

Etwa 248 000 Isländer waren zur zweiten Wahl innerhalb eines Jahres aufgerufen. Mit dem Endergebnis wird am Sonntagvormittag gerechnet. Regierungschef Benediktsson hatte die Parlamentswahl vorgezogen. Die kleine Partei "Bright Future" hatte die Koalition aufgekündigt, nachdem Benediktssons Vater gefordert hatte, das Strafregister eines verurteilten Vergewaltigers zu löschen.

"Bright Future" besiegelte damit vorerst auch die eigene Zukunft: Die Regierung-Partei schaffte es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde und wird damit künftig nicht einmal im Parlament sitzen. Auch die beiden anderen Regierungsparteien, die Unabhängigkeitspartei und die liberale Reformpartei, verloren an Zustimmung.

Island hatte erst im Oktober 2016 ein neues Parlament gewählt, nachdem der damalige Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson im Zuge des Steuerskandals um die sogenannten Panama Papers zurückgetreten war. Ihm wurde vorgeworfen, er sei Mitinhaber einer Briefkastenfirma in einem Steuerparadies gewesen.

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