Bundesanwalt zu Bombenfund in Bonn:Bonner Sprengsatz war hochgefährlich

Ammoniumnitrat in einem Metallrohr, vier Gaskartuschen und ein Wecker: Der Bonner Sprengsatz war laut Bundesanwaltschaft extrem gefährlich. Nur: War die Bombe tatsächlich funktionsfähig? Und wer steckt dahinter?

Am Dienstag noch verkündete das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt erste Ermittlungserfolge: Man habe nach dem Fund einer Tasche mit zündfähigem Material am Bonner Hauptbahnhof zwei Verdächtige festgenommen. Die Männer stammten aus der Salafisten-Szene. Nicht einmal einen Tag später scheinen die Fahnder wieder am Anfang zu stehen.

Die Verdächtigen mussten noch in der Nacht wieder freigelassen werden, weil sich der Anfangsverdacht gegen sie nicht erhärten ließ. Und Generalbundesanwalt Harald Range zufolge ist nicht einmal sicher, ob es in dem Fall eine politische Motivlage gibt. Das sagte er am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Ein terroristischer Hintergrund lasse sich derzeit nicht mit ausreichender Sicherheit feststellen. Deshalb habe die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen bislang nicht übernommen, sagte Range in Karlsruhe. Seine Behörde stehe jedoch "in engem Kontakt" mit der Staatsanwaltschaft Bonn. "Selbstverständlich werden wir das Verfahren übernehmen, sobald sich zureichende Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund ergeben."

Medienbericht: Extrem gefährlicher Sprengsatz

Am Montag hatte auf dem Bonner Hauptbahnhof eine herrenlose Sporttasche mit verdächtigem Inhalt einen Großalarm ausgelöst. Das Gepäckstück, das aus Sicherheitsgründen kontrolliert gesprengt wurde, enthielt zündfähiges Material. Allerdings ist immer noch nicht offiziell geklärt, ob der Inhalt tatsächlich hätte explodieren können.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet jedoch in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf höhere Beamtenkreise, es habe sich um einen extrem gefährlichen Sprengsatz gehandelt. Dieser hätte ähnlich verheerende Auswikungen haben können wie die Bombenanschläge von Madrid im März 2004. Bei dem islamistischen Anschlag waren fast 200 Menschen ums Leben gekommen.

Welches Motiv hinter dem mutmaßlichen Anschlagsversuch in Bonn steckt, ist nach der Freilassung der beiden Verdächtigen unklar. Die Polizei hat jedoch weiter einen Hauptverdächtigen, nach dem mit einem Phantombild gesucht wird. Er soll die blaue Sporttasche im Bahnhof abgestellt haben.

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