Italienische Finanzbehörden haben Besitztümer des getöteten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi und seiner Familie in Höhe von 1,1 Milliarden Euro beschlagnahmt. Es handele sich vor allem um Aktien von italienischen Konzernen wie der HypoVereinsbank-Mutter Unicredit, Fiat, dem Energiekonzern Eni oder dem am Eurofighter beteiligten Rüstungskonzern Finmeccanica, sagte Gavino Putzu von der Finanzpolizei. Auch Anteile von 1,5 Prozent am Fußballverein Juventus Turin wurden konfisziert.
Außerdem machte die Polizei Bankkonten und Immobilien der Gaddafis ausfindig, darunter eine Wohnung in Roms Innenstadt, 150 Hektar Land auf der zwischen Tunesien und Sizilien gelegenen Insel Pantelleria sowie zwei Motorräder, die Gaddafis Sohn Saadi gehört haben sollen.
Die Beschlagnahme folgte einem Rechtshilfeersuchen des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag im Zuge von Ermittlungen gegen Gaddafi, dessen Sohn Saif al-Islam und den ehemaligen Geheimdienstchef Abdallah al-Senussi. Das Gericht wirft ihnen vor, den Sicherheitskräften ihres Landes den Auftrag zu Morden, Verfolgung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erteilt zu haben. Sanussi war Mitte März in Mauretanien festgenommen worden, der zweitälteste Gaddafi-Sohn im vergangenen November in Libyen.
Libyens einstiger Diktator, der das Land 42 Jahre lang regiert hatte, war am 20. Oktober nach monatelangem Bürgerkrieg von Rebellen getötet worden. Seine Vermögenswerte waren im vergangenen Jahr bereits in Übereinstimmung mit einer UN-Resolution eingefroren worden.