Erkundungsstopp in Gorleben:Wo das Gift der Geschichte lagert

Ein improvisierter Pausenbereich im Erkundungsbergwerk Gorleben. Die Erkundungsarbeiten zur Eignung des Salzstocks als Atommüll-Endlager werden ausgesetzt. (Foto: dapd)

Der Stopp der Erkundungsarbeiten in Gorleben ist nicht das Ende des Projekts. Aber es ist das Signal, das die stockenden Verhandlungen über eine neue Endlagersuche brauchten. Denn ohne ordentliches Suchverfahren wird es nie eine halbwegs akzeptierte Lösung geben.

Ein Kommentar von Michael Bauchmüller

Gorleben ist ein Symbol, wie es wenige seiner Art gibt in der Republik. Ein Symbol für die Spaltung des Landes über die Atomkraft, ein Symbol auch für den bedenkenlosen Umgang einer ganzen Politikergeneration mit den Ängsten und Interessen ihrer Nachfahren. Noch kein einziger Castorbehälter lagert in dem Salzstock, und doch ist er kontaminiert: mit dem Gift der Geschichte.

Ein Symbol ist auch der Stopp der Erkundungsarbeiten, den der Bund nun verhängt hat. Es ist nicht das Ende des Projekts Gorleben. Aber es ist das Signal, das die stockenden Verhandlungen über eine neue Endlagersuche brauchten. Wenn Gorleben ausscheiden soll, dann geht das nur in einem glaubwürdigen Verfahren mit klaren Kriterien. Dieses Verfahren ist ein Stück wahrscheinlicher geworden.

Nun ist die Vernunft aller Beteiligten gefragt, insbesondere jener im wahlkämpfenden Niedersachsen. Stefan Weil etwa, der SPD-Spitzenmann, will Gorleben von der Suche ausschließen. Nur machen da die übrigen Länder nicht mit. Gibt es aber keine Einigung, läuft alles just auf Gorleben hinaus. Nicht besser Landesvater David McAllister: Frei nach dem Sankt-Florians-Prinzip fordert er Klauseln, durch die ganz Niedersachsen Atommüll-untauglich würde.

Wenn das Schule macht, wird kein Bundesland eine Suche erlauben. Ohne ordentliches Suchverfahren aber wird es nie ein halbwegs akzeptiertes Endlager geben. Das ist die Lehre von Gorleben.

© SZ vom 01.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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