Erfolgreicher Atombombentest:Nordkorea verschärft Drohungen

Neue Drohgebärden aus Pjöngjang: Kurz nach dem Atomtest kündigt das Außenministerium "noch härtere Aktionen" an - eine Provokation, die sich vor allem gegen die USA richtet. Die Weltgemeinschaft reagiert empört, der Sicherheitsrat kommt zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Kurz nach seinem Atomwaffentest hat Nordkorea mit "noch härteren" Aktionen gedroht. Sollten die USA die Lage "mit fortgesetzter Feindseligkeit" noch komplizierter machen, "dann haben wir keine andere Wahl, als in einem zweiten oder dritten Schritt noch härtere Aktionen auszuführen", erklärte das nordkoreanische Außenministerium in einer von der offiziellen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Mitteilung.

Der jüngste Atomwaffentest sei nur ein erster Schritt gewesen, "bei dem wir so viel Zurückhaltung geübt haben wie möglich", hieß es in der Erklärung weiter. Ungeachtet aller Warnungen hatte die Führung Nordkoreas am Dienstagmorgen ihre Drohung wahrgemacht und einen neuen Atomwaffentest unternommen. Der Test löste weltweit Empörung aus.

Seismologen registrieren "künstliches Erdbeben"

Die nordkoreanische Agentur KCNA hatte gemeldet, ein miniaturisierter Sprengsatz mit großer Stärke sei gezündet, der Test in sicherer und perfekter Art und Weise ausgeführt worden. "Der Atomtest wurde als Teil von Maßnahmen zum Schutz unserer nationalen Sicherheit und Souveränität vollzogen", schrieb die Nachrichtenagentur.

Zuvor hatten verschiedene seismologische Institute zwöf Uhr Ortszeit ein "künstliches Erdbeben" der Stärke 5,1 registriert. In dem Gebiet, in dem das Beben registriert wurde, befindet sich das Atomtestgelände, auf dem Nordkorea bereits 2006 und 2009 unterirdisch nukleare Sprengladungen gezündet hatte. Die Stärke des Bebens lässt darauf schließen, dass die nukleare Explosion eine Stärke von sechs bis sieben Kilotonnen gehabt habe. Zum Vergleich: Die Atombombe, die von den Vereinigten Staaten 1945 über Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von etwa 15 Kilotonnen.

Die Weltgemeinschaft ist durch den Test in Alarmbereitschaft versetzt worden. Sowohl in Japan, als auch in Südkorea treffen sich die nationalen Sicherheitsräte. Zudem hat Südkorea seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.

Der Atomwaffentest sorgt derweil international für heftige Kritik: Außenminister Guido Westerwelle verlangt weitere Sanktionen gegen Nordkorea. Die internationale Gemeinschaft müsse zu einer "klaren Haltung" finden. "Auch weitere Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang müssen jetzt ins Auge gefasst werden." Westerwelle kündigte in einer über das Auswärtige Amt verbreiteten Erklärung an, dass sich auch die EU-Außenminister bei ihrem nächsten Treffen am kommenden Montag mit dem Thema befassen werden.

UN-Sicherheitsrat bespricht Sanktionen

Um weitere Sanktionen zu besprechen, wird der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen um 15 Uhr in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilt den nordkoreanischen Atomtest. Er stelle einen klaren und schweren Verstoß gegen geltende UN-Resolutionen dar. Es sei bedauerlich, dass die Regierung in Pjöngjang dem starken und unmissverständlichen Ruf der internationalen Gemeinschaft nicht gefolgt sei, sich weiterer provokativer Schritte zu enthalten, erklärte Ban nach Angaben seines Sprechers. Er sei überzeugt, dass der UN-Sicherheitsrat die angemessenen Maßnahmen ergreifen werde.

Auch der Nato-Rat verurteilt den Atomwaffentest: "Dieser unverantwortliche Akt stellt gemeinsam mit dem Raketenstart vom Dezember eine ernste Bedrohung des internationalen Friedens, der Sicherheit und der Stabilität dar", heißt es in einer Erklärung des Nato-Rats. Nordkorea verstoße weiterhin gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates. Der Nato-Rat fordert die Regierung Nordkoreas auf, "unverzüglich solche provozierenden Handlungen einzustellen" und die UN-Resolutionen zu respektieren.

US-Präsident Barack Obama bezeichnet den Atomtest als einen "hoch provokativen Akt, der die Stabilität der Region gefährde". Die USA fühlen sich durch Nordkorea bedroht und werden auch weiterhin entsprechende Schritte unternehmen, um sich selbst, sowie verbündete Länder zu verteidigen, sagte er im Vorfeld seiner Rede zur Lage der Nation.

Politbüro hatte "Aktion von hoher Intensität" angekündigt

Das kommunistische Land hatte einen neuen Atomtest und weitere Raketentests im Januar aus Protest gegen die Ausweitung von UN-Sanktionen angekündigt. Einen Zeitrahmen dafür war aber nicht genannt worden. Der Weltsicherheitsrat hatte mit den verschärften Sanktionen auf einen nordkoreanischen Raketenstart im Dezember reagiert.

Vor dem Atomtest hatte sich das Politbüro der herrschenden Arbeiterpartei in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang getroffen und die Notwendigkeit bekräftigt, weiter Satelliten und "leistungsstarke Langstreckenraketen" zu starten. Das berichten die Staatsmedien des Landes. Anschließend sollen die Teilnehmer dazu aufgerufen haben "eine uneingeschränkte Aktion von hoher Intensität zu unternehmen, um die Sicherheit und Souveränität des Landes zu schützen". Die Selbstverteidigung des Landes müsse ausgebaut werden.

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