Entwicklungshilfe für Afrika:Ban schlägt Alarm

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat zum Auftakt eines UN-Afrika-Gipfels an die Industrieländer appelliert, ihre finanzielle Hilfe für Afrika deutlich zu erhöhen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat in einem Alarmruf Milliardenhilfe für Afrika gefordert. Nach derzeitigem Stand könne keines der afrikanischen Länder bis zum Jahr 2015 alle Entwicklungsziele der Vereinten Nationen erreichen, sagte Ban zum Auftakt einer UN-Afrikakonferenz in New York.

Entwicklungshilfe für Afrika: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schlägt Alarm - und fordert eine Milliardenhilfe für Afrika.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schlägt Alarm - und fordert eine Milliardenhilfe für Afrika.

(Foto: Foto: AFP)

72 Milliarden Dollar (rund 50 Milliarden Euro) im Jahr seien nötig, um Hunger, Armut und Bildungsnotstand in Afrika wirksam zu bekämpfen. "Die Summe mag entmutigend klingen. Aber wir können sie aufbringen, und sie entspricht den bestehenden Finanzzusagen", betonte er.

Die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) forderte als Sonderbeauftragte Bans für Finanzfragen mehr Transparenz auf den Geldmärkten. "Wir müssen unsere Entwicklungsbemühungen davor bewahren, von der Flut der Finanzmärkte hinweggeschwemmt zu werden, sagte sie.

Mit Blick auf die US-Finanzspritzen für notleidende Banken sagte die Ministerin vor Journalisten: "Wenn es möglich ist, dreistellige Milliardenbeträge zur Rettung des Bankensystems aufzubringen, sollte es der internationalen Gemeinschaft auch möglich sein, die notwendigen Milliarden zur Rettung der Welt vor Armut und Hunger bereitzustellen."

Der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU), der tansanische Präsident Jakaya Kikwete, machte deutlich, dass die Finanzkrise nicht zu einem Rückgang der Entwicklungshilfe führen dürfe. "Wir wollen, dass die Industrieländer etwas abgeben", sagte er am Rande der eintägigen Beratungen. Ban forderte die Industriestaaten auf, ihre Zusage von 2005 zur Verdoppelung der Afrikahilfe einzuhalten.

Die Konferenz fand im Vorfeld der UN-Generaldebatte statt, zu der sich von Dienstag an die Staats- und Regierungschef sowie Außenminister der 192 UN-Mitgliedsstaaten in New York treffen. Der französische Staatspräsident und EU-Ratsvorsitzende Nicolas Sarkozy schlug vor, stärker auch privates Kapital für Investitionen in Afrika zu gewinnen: "Entwicklungshilfe ist zuerst und vor allem eine Investition in unsere gemeinsame Zukunft."

Großen Nachholbedarf gibt es laut Wieczorek-Zeul vor allem im Gesundheitssektor. Nach wie vor liege die Gefahr für eine afrikanische Frau, während der Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, 300 Mal höher als für eine Frau in den Industriestaaten. Fast zehn Millionen Kinder sterben jährlich vor ihrem fünften Geburtstag.

Mit Blick auf die steigenden Öl- und Lebensmittelpreise schlug die Ministerin eine Art Agrarfonds vor. Länder und Unternehmen, die mit diesen Gütern hohe Profite machten, sollten einen bestimmten Anteil des Geldes für den Ausbau der Landwirtschaft vor Ort zur Verfügung stellen.

Allein für die Hungerhilfe in Äthiopien sind derzeit zusätzliche Spenden von 460 Millionen Dollar notwendig, wie des Welternährungsprogramm (WFP) in Nairobi mitteilte. Andernfalls drohe eine humanitäre Katastrophe. Die Weltgemeinschaft hatte sich im Jahr 2000 auf acht Entwicklungsziele verpflichtet, die bis zum Jahr 2015 erreicht sein sollen. Dazu gehören unter anderem die Halbierung der Armut und eine drastische Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeit.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: