Entschädigung:Polen bekräftigt Forderungen

Beata Szydło, polnische Regierungschefin. (Foto: Olivier Matthys/AP)

Warschau will von Deutschland Kriegsreparationen, doch sogar Polens Bischofskonferenz äußert sich besorgt.

Die polnische Regierungschefin Beata Szydło hat die Forderung nach deutschen Kriegsreparationen als "Frage des Anstands und der Gerechtigkeit gegenüber Polen" bekräftigt. Bevor die Frage auf diplomatischer Ebene vorgetragen werde, müssten politische Weichen auch in den Gremien ihrer Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) gestellt werden, sagte die Politikerin der Agentur PAP (). Der Bund der Vertriebenen (BdV) erklärte, die Forderungen entbehrten "jeder rechtlichen und moralischen Legitimität". "Die PiS bringt dieses Thema als gezielte Provokation in der heißen Wahlkampfphase in Deutschland auf. Darauf sollte hierzulande niemand hereinfallen", erklärte BdV-Präsident Bernd Fabritius (CSU). Gemeinsam hätten beide Länder seit dem Fall des Eisernen Vorhanges ein gutes und stabiles Verhältnis aufgebaut. Er sei daher dankbar für die besonnene Reaktion der Bundesregierung bei ihrer nüchternen Ablehnung der Reparationsforderungen. Die polnische Bischofskonferenz äußerte sich besorgt über die Debatte im eigenen Land. Sie warnte die "Personen, die für unser Land und die internationalen Beziehungen verantwortlich sind", davor, die deutsch-polnische Versöhnung leichtfertig zu verspielen. Mit dem Einfall deutscher Truppen in Polen hatte am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begonnen. Die Bundesregierung bekannte sich am Freitag zur Verantwortung für die "unfassbaren Verbrechen" des Zweiten Weltkriegs, verwies aber auf den Reparationsverzicht Polens im Jahr 1953 und die bis dahin geleisteten Zahlungen. Nach Darstellung Warschaus geschah der Verzicht auf Druck der Sowjetunion. Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck warf der PiS vor, mit ihrer Reparationsforderung von der "Entdemokratisierung" in Polen abzulenken, fügte aber hinzu, der Verzicht Polens 1953 sei "nicht das Ende der Geschichte der Entschädigung".

© SZ vom 11.09.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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