Entschädigung für Massaker von Srebrenica:Genugtuung für die Hinterbliebenen

8000 bosnische Muslime wurden im Jahr 1995 brutal massakriert. Für die Niederlande wurde Srebrenica zu einem Trauma. Es ehrt das Land, dass es sich jetzt seiner Verantwortung stellt und den Familien der Opfer Entschädigung zahlt. Dennoch hat das Urteil eine problematische Seite.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

Nie wieder Völkermord, lautete ein Schwur der Weltgemeinschaft nach dem Holocaust. Dann kam es 1995 in Europa, in einer Schutzzone der Vereinten Nationen, doch zu einem Genozid. Eine Soldateska bosnischer Serben massakrierte 8000 bosnische Muslime - und die Beschützer der UN mit den blauen Helmen auf dem Kopf schauten zu.

Schlimmer noch: In manchen Fällen lieferten sie ihre Schützlinge den Mördern aus. Der Ruf der UN hat schwer unter diesem Versagen gelitten. Auch für die Niederlande, die die Blauhelm-Soldaten stellten, wurde Srebrenica zum Trauma.

Nun hat das oberste Gericht in Den Haag entschieden: Die Niederlande müssen den Familien jener Opfer Entschädigung zahlen, die aus dem Lager der UN-Soldaten gewiesen wurden. Es ehrt das Land, das sich so seiner Verantwortung stellt; die Entscheidung gibt den Familien zwar keinen Trost, aber Genugtuung.

Dennoch hat das Urteil eine problematische Seite. Die Bereitschaft der Staaten, Soldaten in UN-Missionen zu schicken, ist gering. Sie wird noch sinken, wenn die Staaten für Fehler ihrer Truppen bei Einsätzen in Bürgerkriegsländern unter UN-Befehl zivilrechtlich haften.

Wichtiger als Entschädigungen dürfte für die Opfer ein anderer Weg sein, der auch in Den Haag begangen wird: Dort richtet das Jugoslawientribunal über die Serbenführer Radovan Karadzic und Ratko Mladic, die Hauptverantwortlichen für Srebrenica.

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