Entführungsfall in der Türkei:Merkel appelliert an PKK

Nach der Entführung dreier bayerischer Bergsteiger in der Türkei hat Bundeskanzlerin Merkel die PKK zum Einlenken aufgerufen. Die Geiseln sollen "umgehend und unversehrt" freigelassen werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an die Entführer der drei deutschen Bergsteiger in der Türkei appelliert, ihre Geiseln freizulassen. "Ich rufe die Entführer auf, die drei Deutschen umgehend und unversehrt freizulassen", sagte Merkel in der Bild am Sonntag.

PKK, ap

Dringt auf eine schnelle Freilassung der Geiseln: Angela Merkel

(Foto: Foto: AP)

Die Bundesregierung werde alles tun, um ihre Freilassung zu erreichen und arbeite dabei eng mit den türkischen Stellen zusammen. Merkel machte zugleich deutlich, "dass die Bundesregierung sich von den Entführern nicht erpressen lässt".

An diesem Sonntag will die Bundeskanzlerin am Rande des Mittemeer-Gipfels in Paris mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan das weitere Vorgehen beraten. Steinmeier will sich dort erneut mit seinem türkischen Amtskollegen Ali Babacan besprechen, wie der Außenminister ankündigte.

PKK soll Bundesregierung gedroht haben

Unterdessen berichtete der Spiegel, Führungskader der Kurdischen Arbeiterpartei PKK hätten die Bundesregierung bereits gut eine Woche vor der Entführung der Bergsteiger vor "negativen Konsequenzen" ihrer Kurdenpolitik gewarnt.

Der Exekutivrat der "Vereinigten Gemeinschaften Kurdistans" habe Ende Juni in einer Botschaft gefordert, die "feindliche Politik gegen das Kurdische Volk und seine Befreiungsbewegung" aufzugeben. Die deutsche Regierung trage sonst "alle entstehenden negativen Konsequenzen", heißt es in einem Bericht.

Kurz darauf habe zudem die türkische Polizei an das Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet, in kurdischen Kreisen innerhalb der Türkei herrsche Unruhe. Möglicherweise könne es zu Anschlägen und Entführungen kommen. Das BKA habe die Länder-Innenministerien daraufhin am 2. Juli gewarnt, dass es Informationen gebe, nach denen Anschläge und Entführungen in der Türkei künftig nicht ausgeschlossen werden könnten.

Auch Innenstaatssekretär August Hanning sagte dem Magazin, es habe schon vorher Hinweise aus der Türkei gegeben. Nun müsse man sich möglicherweise auch im Inland auf eine neue Gefahrenlage einstellen, wird der Staatssekretär im Bundesinnenministerium zitiert.

Heimkehrer werden vernommen

PKK-Rebellen hatten die drei Männer aus Bayern im Alter von 33, 47 und 65 Jahren am Dienstagabend während der Besteigung des höchsten Bergs der Türkei, des 5.137 Meter hohen Ararats, entführt. Bislang gibt es von ihnen kein Lebenszeichen.

Das Auswärtige Amt in Berlin bemüht sich weiter um die Freilassung der drei Entführten. Der Krisenstab arbeite "unvermindert und intensiv für die bedingungslose Freilassung" der Männer, sagte ein Ministeriumssprecher. Hoffnungen auf eine rasche Freilassung der Gekidnappten waren zuletzt immer mehr geschwunden.

Zehn Bergsteiger, die gemeinsam mit den Entführten in der Türkei waren, sind am späten Freitagabend nach Deutschland geflogen worden. Sie sollen nun möglichst bald vernommen werden. Mehrere Beamte des Bayerischen Landeskriminalamtes in München seien für die Vernehmungen im Auftrag des BKA abgestellt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa.

Die zehn Heimkehrer waren am späten Freitagabend völlig abgeschirmt von der Öffentlichkeit am Münchner Flughafen von ihren Angehörigen in Empfang genommen und dann unter Polizeischutz höchstwahrscheinlich zu ihren Wohnorten gebracht worden. Die drei Frauen und sieben Männer hätten im vorderen Teil des Flugzeuges zusammengesessen und noch ihre Wanderkleidung getragen, berichtete der Bayerische Rundfunk unter Verweis auf Angaben von Passagieren.

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