Entführte Mädchen in Nigeria:US-Flugzeuge helfen bei Suche nach Geiseln

Entführte Schülerinnen in Nigeria

Ein Video der Entführer, die Islamistensekte Boko Haram, soll einen Teil der verschleppten Mädchen zeigen.

(Foto: REUTERS)

Das Schicksal der mehr als 200 in Nigeria entführten Mädchen ist noch immer ungewiss. Die USA intensivieren die Suche mit bemannten Flugzeugen der Luftwaffe. Hinweise zum Aufenthaltsort der Schülerinnen könnte ein Video der Entführer liefern.

Die USA intensivieren ihre Hilfe bei der Suche nach den mehr als 200 von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram verschleppten Mädchen in Nigeria. Mit Hilfe bemannter Flugzeuge sollen die Schülerinnen ausfindig gemacht werden. Der Einsatz erfolge in Absprache mit der nigerianischen Regierung, sagte ein Vertreter der US-Regierung. Gemeinsam würden auch Satellitenbilder ausgewertet.

Washington hatte bereits kürzlich ein Team von Experten nach Nigeria geschickt. Es gebe aber keine Pläne, US-Kampftruppen zu beteiligen, hieß es in Washington. Nach einem Bericht der Zeitung Punch gab es am Wochenende ein Treffen der ausländischen Teams mit Experten des nigerianischen Verteidigungsministeriums. Demnach ist für die kommenden Tage ein gemeinsamer Militäreinsatz geplant. Unter anderem sollen Geheimdienstinformationen genutzt und Drohnen und Techniken zum Durchleuchten von Gebäuden eingesetzt werden. Laut CNN hilft das US-Team dem nigerianischen Militär bei der Planung von Operationen.

Derweil gibt es nach Angaben des Gouverneurs von Borno, Kashim Shettima, erstmals Hinweise auf den Aufenthaltsort der Geiseln. Dem Bericht der Punch zufolge seien die Informationen an das Militär weitergeleitet worden, die diese nun verifizieren sollen. Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort könnte auch ein neues Video liefern, in dem Boko Haram die Geiseln zeigt. Die USA lassen dieses nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort der entführten Schülerinnen durchleuchten. "Unsere Geheimdienstexperten durchkämmen jedes Detail des Videos", sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums. Die Aufnahmen hält Washington für echt.

Ein Video zeigt angeblich etwa 130 der Mädchen

In dem Video, das die Nachrichtenagentur AFP am Montag erhielt, forderte Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau die Freilassung von inhaftierten Anhängern. "Wir werden die Mädchen niemals freilassen, bevor ihr nicht unsere Brüder freigelassen habt", sagte Shekau. Der britische Sender BBC brachte am Montag Ausschnitte aus dem knapp 30-minütigen Filmmaterial, in dem angeblich etwa 130 der Mädchen zu sehen sind. Sie sitzen auf dem Boden, tragen typisch muslimische Gewänder und rezitieren Verse aus dem Koran. Shekau erklärte, viele der überwiegend christlich erzogenen Geiseln seien zum Islam konvertiert.

Die Entführung bewegt seit Wochen die Weltgemeinschaft. Durch Internetkampagnen wurden Millionen Menschen mobilisiert, darunter auch Prominente wie die amerikanische First Lady Michelle Obama und die US-Schauspieler Sean Penn und Angelina Jolie.

Die Mädchen waren Mitte April aus einer Schule in dem Ort Chibok im Bundesstaat Borno verschleppt worden. Seither fehlt von ihnen jede Spur. In einem ersten Bekennervideo hatte Shekau in der vergangenen Woche erklärt, er werde die Geiseln als Sklavinnen verkaufen. Daraufhin hatten die USA, Großbritannien, Frankreich und am Wochenende auch Israel ihre Hilfe bei der Suche nach den Vermissten angeboten. Die Extremisten wollen im muslimisch geprägten Norden Nigerias einen Gottesstaat einrichten. Immer wieder verüben sie blutige Anschläge. Dem Terror sind seit 2009 mehr als 6000 Menschen zum Opfer gefallen.

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