Endlager:Pläne von gestern

Im Schacht Konrad sollen 2017 radioaktive Abfälle gelagert werden. Die Pläne dafür sind alt - zu alt für heutige Standards.

Von Michael Bauchmüller

Ob es beruhigend ist, dass heute keiner mehr ein altes Bergwerk zum Atomendlager machen würde? Dass ein Projekt wie Schacht Konrad kaum mehr Chancen auf eine Genehmigung hätte? Wohl kaum. Denn das Endlager im alten Bergwerk ist längst genehmigt, es will nur einfach nicht fertig werden. Ständig tun sich neue Probleme auf, laufen Dinge nicht rund. Im Jahr 2027 soll Schacht Konrad nun bereit sein für den ersten Atommüll. Diesmal aber wirklich.

Die Zeit ist der Fluch vieler Großprojekte. Bei so umstrittenen Vorhaben wie einem Endlager aber lastet der Fluch besonders schwer. Denn mit der Zeit entwickelt sich auch die Erkenntnis, wachsen die Anforderungen. Was 1977 geplant wurde, kann 50 Jahre später kaum state of the art sein. Es ist jener Standard, den besorgte Bürger zu Recht einfordern. In Schacht Konrad läuft buchstäblich die Zeit davon.

Dahinter verbirgt sich ein Dilemma, das sich kaum auflösen lässt. Bis ein umstrittenes Projekt genehmigt ist, vergehen Jahre zäher Gerichtsverhandlungen. Sind die letzten Klagen abgewehrt, ist die Planung schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Neu planen will aber auch niemand mehr, denn damit drohen neue Widerstände, neue Klagen, neuer Zeitverlust. So wird auch Schacht Konrad weitergebaut werden, auf Basis alter Pläne und trotz aller Widrigkeiten. Der Bund wird Sorge tragen müssen, dass das nicht auf Kosten der Sicherheit geht. Lässt sich die nicht mehr gewährleisten, muss das Projekt sterben.

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