Empörung über Zitat des Kölner Kardinals Meisner:"Die Kultur entartet"

Mit seiner Warnung, Kunst und Kultur ohne Gottesverehrung drohe zu entarten, hat sich Kardinal Joachim Meisner harsche Kritik eingehandelt. Der nordrhein-westfälische Kultur-Staatssekretär Grosse-Brockhoff kritisierte die Bewertung Meisners scharf - das Wort "entartete Kunst" stehe für eines der schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat gesagt, Kunst und Kultur ohne Gottesverehrung drohe zu "entarten" - und damit nach dem Streit um das Chorfenster des Künstlers Gerhard Richter im Kölner Dom erneut eine Debatte um Kunst und Religion ausgelöst. Wo sich die Kunst vom Religiösen trenne, "erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur entartet.

Kardinal Meisner, ddp

Die Äußerungen Kardinal Meisners sorgen erneut für Empörung. Schon sein Kommentar zum Chorfenster im Kölner Dom hatte für Wirbel gesorgt.

(Foto: Foto: ddp)

"Sie verliert ihre Mitte", sagte der Kardinal am Freitag zur Einweihung des Kölner Diözesanmuseums Kolumba; "vergessen wir nicht, dass es einen unaufgebbaren Zusammenhang zwischen Kultur und Kult gibt".

Der Sinn von Kunst sei, die Schöpfungsgedanken Gottes in der Welt aufzuspüren und ihnen in Literatur, Musik, Bild oder Plastik erneut Gestalt zu geben. Der über der kriegszerstörten Gotik-Kirche Sankt Kolumba errichtete Museumsbau sei "eine neue Möglichkeit, Menschen mit der Wirklichkeit Gottes in Berührung kommen zu lassen".

Der nordrhein-westfälische Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) kritisierte die Bewertung Meisners scharf. "Dass Kardinal Meisner sich zu einem solchen Sprachgebrauch hinreißen lässt, ist erschreckend und zeigt, dass er keinerlei Zugang zu Kunst und Kultur hat", sagte Grosse-Brockhoff dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Das Wort "entartete Kunst" stehe für eines der schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte und einen katastrophalen Umgang mit Kunst und Kultur. Bereits Meisners Äußerungen zum neuen Fenster im Kölner Dom hätten "bewiesen, dass es wenig Sinn hat, mit ihm über Kunst zu diskutieren. Und das sage ich nicht nur als Kulturstaatssekretär, sondern auch als Katholik."

Über das Chorfenster, dessen abstrakte Gestaltung das Kölner Domkapitel befürwortet hatte, hatte Meisner gesagt, es passe "eher in eine Moschee oder in ein anderes Gebetshaus".

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