Empörung in Pakistan:Parlament verurteilt US-Aktion in Abbottabad

Das pakistanische Parlament wertet die US-Kommandoaktion zur Tötung Osama bin Ladens als einen Angriff auf die Souveränität des Landes. Doch auch die Rolle der eigenen Sicherheitskräfte sehen die Abgeordneten kritisch. Unterdessen steigt die Zahl der Toten nach einem Anschlag im Nordwesten des Landes.

Das pakistanische Parlament hat am frühen Samstagmorgen die US-Militäroperation gegen Al-Qaida-Chef Osama bin Laden in Abbottabad als Bruch der Souveränität des Landes verurteilt. Nach pakistanischen Medienangaben empfahlen die Abgeordneten zudem, dass eine unabhängige Kommission die Versäumnisse der eigenen Sicherheitskräfte in diesem Fall überprüft.

Empörung in Pakistan: Nein zu Drohnenangriffen, Nein zur US-Hilfe: Vor dem pakistanischen Parlament geben Demonstranten ihrer Haltung zur US-Intervention auf ihrem Staatsgebiet Ausdruck.

Nein zu Drohnenangriffen, Nein zur US-Hilfe: Vor dem pakistanischen Parlament geben Demonstranten ihrer Haltung zur US-Intervention auf ihrem Staatsgebiet Ausdruck.

(Foto: AP)

In der Nacht zum 2. Mai hatte ein US-Spezialkommando das Versteck Osama bin Ladens in Abbottabad in der Nähe von Islamabad gestürmt und den Terroristenchef getötet. In der zehnstündigen Sitzung nahmen die Abgeordneten beider Kammern des Parlaments einstimmig die Resolution an, die die US-Militäroperation verurteilte.

Die Entschließung, die hinter verschlossenen Türen debattiert worden war, empfahl zugleich eine Überprüfung der Zusammenarbeit mit den USA auf militärischem Gebiet, berichtete die Zeitung The Nation online.

Das pakistanische Parlament drohte den USA zudem mit Konsequenzen, wenn diese nicht umgehend ihre Drohnenangriffe im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan einstellten. Die Abgeordneten in Islamabad bezeichneten die Angriffe als "inakzeptabel". Pakistan drohte, anderenfalls den Nachschub für die Nato in Afghanistan zu unterbrechen.

Das Land hatte immer wieder Angriffe von US-Drohnen auf seinem Staatsgebiet kritisiert. In der Grenzregion zu Afghanistan, die als Rückzugsgebiet von al-Qaida und den radikalislamischen Taliban gilt, fliegen die Drohnen Einsätze gegen Extremisten.

Zahl der Toten nach Selbstmordanschlag steigt

Unterdessen ist die Zahl der Todesopfer nach einem Selbstmordanschlag auf Sicherheitskräfte im Nordwesten Pakistans auf 89 gestiegen. Unter den Toten seien mindestens fünf Zivilisten, sagte ein Polizeisprecher. Vier Leichen seien derart verstümmelt, dass sie bislang nicht identifiziert werden konnten.

Bei dem Anschlag hatten sich am Freitag zwei Selbstmordattentäter in einem Ausbildungszentrum für paramilitärische Sicherheitskräfte in die Luft gesprengt. Die radikalislamischen Taliban erklärten die Bluttat zum Beginn der Vergeltung für den Tod von Bin Laden.

Die mit al-Qaida verbündeten Taliban hatten mit Vergeltung für die Tötung Bin Ladens durch die USA gedroht. Sie werfen der pakistanischen Führung und ihren Sicherheitskräften vor, mit den USA bei der Tötung des Terroristenführers zusammengearbeitet zu haben.

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