Elfenbeinküste:Blutiger Wettbewerb

Elfenbeinküste: Nach dem Anschlag auf Hotelgäste im Ausflugsort Grand-Bassam nahe der Wirtschaftsmetropole Abidjan ist die Armee in Alarmbereitschaft.

Nach dem Anschlag auf Hotelgäste im Ausflugsort Grand-Bassam nahe der Wirtschaftsmetropole Abidjan ist die Armee in Alarmbereitschaft.

(Foto: Issouf Sanogo/AFP)

Al-Qaida will mit dem Anschlag in der Elfenbeinküste den Machtanspruch in der Region zeigen - auch als Antwort auf den IS.

Von Tobias Zick, Kapstadt

Die deutliche Botschaft der Terroristen lautet: Wir erweitern unser Terrain. Im Südosten der Elfenbeinküste, im Ausflugsort Grand-Bassam nahe der Wirtschaftsmetropole Abidjan, schossen Bewaffnete am vergangenen Sonntag auf Gäste dreier Hotels; bei dem Anschlag starben mindestens 19 Menschen, darunter eine Deutsche, die Leiterin des Goethe-Instituts in Abidjan, Henrike Grohs. Zu dem Massaker bekannte sich die islamistische Terrorgruppe "Al-Qaida im islamischen Maghreb" (Aqim).

Islamistischer Terror, das ist in der Elfenbeinküste ein neues Phänomen. Zwar hat das im Norden mehrheitlich muslimische und im Süden eher christlich geprägte Land immer wieder unter politischen Konflikten gelitten; nach den Präsidentschaftswahlen 2010 war es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern des Amtsinhabers Laurent Gbagbo und dessen Herausforderer Alassane Ouattara, dem heutigen Präsidenten, gekommen. Inzwischen gilt das Land als weitgehend befriedet und hat sich wirtschaftlich zunehmend erholt. Ökonomen loben die Anstrengungen der Regierung, die Infrastruktur zu modernisieren und Jobs für junge Bürger zu schaffen.

Unterdessen präsentiert sich Ouattara nicht nur als Versöhner und Ankurbler der Wirtschaft, sondern auch als Verbündeter der einstigen Kolonialmacht Frankreich. So betreibt Paris in dem Land eine Militärbasis, die auch dem grenzüberschreitenden Kampf gegen Islamisten in der Sahelzone dient, etwa im nördlich benachbarten Mali. Dort hatten Aqim und verbündete Islamistengruppen im Frühjahr 2012 einen Teil des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, ehe sie im Januar 2013 durch eine französische Militäroffensive aus ihren Hochburgen vertrieben wurden. Genau auf diese Nähe nimmt die Terrorgruppe jetzt Bezug, um ihr Massaker in Grand-Bassam zu rechtfertigen. Dieses sei Teil ihrer Strategie, die "Versammlungsorte der Kreuzzügler" anzugreifen: "Wir wiederholen unseren Aufruf an alle Länder, die an der französischen Invasion Malis beteiligt sind, sich aus dieser satanischen Allianz zurückzuziehen."

Analysten sehen den Anschlag als Teil einer neuen Strategie der ursprünglich aus Algerien stammenden Terrorgruppe, sich nach den Rückschlägen der vergangenen Jahre nun als neu erstarkte Macht in der Region zu präsentieren - auch als Antwort auf die Konkurrenz des so genannten "Islamischen Staats" (IS), der seine Präsenz in der Staatsruine Libyen ausgeweitet hat und in Nordnigeria in Gestalt der verbündeten Terrorsekte Boko Haram wütet.

Der Anschlag in Grand-Bassam ist nun bereits der dritte, der einem ähnlichen Muster folgt: Im November hatten mit Aqim verbündete Terroristen das "Radisson Blu"-Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako attackiert und 19 Menschen getötet - eine klare Ausweitung des Kampfgebiets; bis dato waren die Dschihadisten vor allem im fernen Norden des Landes aktiv gewesen. Im Januar folgte ein Anschlag mit 30 Toten auf ein Hotel und ein Restaurant in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Nach Grand-Bassam fürchten Analysten nun weitere Attentate fernab des Kerngebiets der Dschihadisten. "Kein Land der Welt ist sicher vor einem Anschlag", erklärte Macky Sall, der Präsident des bislang friedlichen Senegal, bereits vor Wochen, während Sicherheitskräfte ihre Präsenz in der Hauptstadt Dakar verstärkten.

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