Elektromobilität:Den Schalter umgelegt

Warum das Ladestationen-Projekt so wichtig ist.

Von Peter Fahrenholz

Als in den 80er-Jahren das Privatfernsehen Einzug in Deutschland hielt, gab es aus dem Kreis der öffentlich-rechtlichen Anstalten das Bonmot, man sehe der neuen Konkurrenz mit aufgeschlossenem Desinteresse entgegen. So ähnlich ist die Autoindustrie bis vor Kurzem mit dem Thema Elektromobilität umgegangen. An Bekenntnissen, den E-Autos werde die Zukunft gehören, hat es zwar nicht gefehlt, aber dahinter steckte zugleich der Wunsch, dass es mit der Zukunft ja nicht so schnell gehen müsse.

Schließlich haben die Konzerne mit ihren Benzin- und Dieselfahrzeugen prächtig verdient. Wozu also überstürzt umsteuern? Entsprechend schleppend ging die Entwicklung voran, die E-Modelle deutscher Hersteller, sofern vorhanden, fristen ein Nischendasein, von einem Ladenetz weit und breit keine Spur.

Umso radikaler ist jetzt der Kurswechsel. Die deutschen Autohersteller legen gleichzeitig den Schalter um. Die Ankündigung, gemeinsam ein Ladenetz für E-Autos zu schaffen, das eine Aufladung binnen Minuten erlauben soll, ist nicht nur technologisch ein spektakuläres Signal. Eine so weitreichende Zusammenarbeit zwischen Firmen, die Rivalen sind, hat es noch nie gegeben. Sie zeigt, unter welchem Druck die Industrie steht. Und sie zeigt, dass man offenbar nicht länger auf die Politik warten will. Denn es wäre eigentlich Aufgabe des Staates, eine leistungsfähige Infrastruktur zu schaffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: