Einwanderer-Kinder:Trumps Wende

Der Präsident gibt nach, wenn genügend Leute sagen: Es reicht. Gut so.

Von Hubert Wetzel

Etwas Wichtiges ist in Washington passiert: Donald Trump hat seine Meinung geändert. Das klingt banal, denn Trump ändert seine Meinung ja dauernd. Aber normalerweise bestimmen seine eigenen Launen darüber, was er denkt und sagt. Dieses Mal war es anders. Druck von außen hat den Präsidenten dazu gebracht, von der unmenschlichen Praxis abzulassen, illegale Einwanderer von ihren Kindern zu trennen. Präziser müsste man daher sagen: Trump wurde gezwungen, seine Meinung zu ändern.

Das ist gut, denn es zeigt, dass auch Trump in Schach gehalten werden kann. Sein brachiales, chaotisches Herumregieren ist kein von Gott verfügtes Schicksal. Wenn genügend Leute dem Präsidenten klar sagen, dass es reicht, dann gibt selbst Trump nach. Lehre Nummer eins: Donald Trump kann nur zerstören, was die Amerikaner ihn zerstören lassen.

Lehre Nummer zwei: Es gibt selbst in Trumps Amerika noch sehr viele Menschen, denen Anstand und Menschlichkeit etwas bedeuten. Die US-Regierung muss nicht alle Einwanderer aufnehmen. Es ist ihr gutes Recht, illegale Migranten festzunehmen und abzuschieben. Aber Familien auseinander zu reißen, Kinder leiden zu lassen, um Einwanderer abzuschrecken, ist kalt kalkulierte Grausamkeit. Die Amerikaner wollten dabei zum Glück nicht mitmachen.

© SZ vom 22.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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