Einsatz gegen Demonstranten:UN werfen Israel "exzessive Gewalt" vor

Israelische Soldaten sollen scharf auf unbewaffnete, libanesische Demonstranten geschossen haben: UN-Generalsekretär Ban kritisiert den übertriebenen Einsatz von Gewalt - und wirft der israelischen Regierung den Verstoß gegen eine UN-Resolution vor. Eine Reaktion aus Israel folgt prompt.

Israel hat nach Einschätzung der UN exzessive Gewalt gegen unbewaffnete libanesische Demonstranten angewandt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, israelische Soldaten hätten Mitte Mai scharf auf Demonstranten geschossen, die versuchten, den Grenzzaun zu durchbrechen. Dies gehe aus einem vorläufigen Bericht der UN-Friedensmission im Libanon hervor.

Syrian protesters climb the border fence between Syria and Israel during a demonstration marking 'Nakba' near Majdal  Shams

Palästinensische Demonstranten erstürmen am 15. Mai, dem Jahrestag der israelischen Staatsgründung, die israelisch besetzten Golanhöhen - israelische Soldaten eröffneten das Feuer auf die Grenzstürmer.

(Foto: REUTERS)

Kritisiert werden in dem Bericht aber auch die Demonstranten: Sie sollen Steine und Brandbomben geworfen und so Gewalt provoziert haben. Ban erklärte in einem Bericht an den Sicherheitsrat beide Seiten hätten gegen die UN-Resolution verstoßen, die 2006 den Krieg zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz beendete. Der Generalsekretär forderte die israelischen Streitkräfte auf, in ähnlichen Situationen keine scharfe Munition einzusetzen. Die libanesischen Soldaten sollten sich im Gegenzug bemühen, solche Vorfälle künftig zu verhindern.

Bei den Auseinandersetzungen waren am 15. Mai, dem Jahrestag der israelischen Staatsgründung, sieben Menschen getötet worden. 111 Menschen wurden verletzt. Es war der schwerste Zwischenfall in der Region seit dem Krieg von 2006.

Ban erklärte, nach Schätzungen der UN-Friedensmission hätten zwischen 8.000 und 10.000 Demonstranten an den Protesten teilgenommen. Die meisten seien friedlich geblieben. Etwa 1.000 Menschen seien jedoch auf den israelischen Grenzzaun zugestürmt. Eine Sprecherin der israelischen UN-Mission, Karean Peretz, forderte, der Libanon, aus dem die Demonstranten gekommen seien, müsse solche Zwischenfälle verhindern. Am 5. Juni habe es ebenfalls Proteste in der Region gegeben. Allerdings hätten die libanesischen Behörden diesmal angemessene Maßnahmen ergriffen, daher sei es nicht zu Provokationen gekommen.

Israel sagt Besuch von UN-Koordinator ab

Israel soll Medienberichten zufolge prompt reagiert haben. Als Reaktion auf den Bericht sei der geplante Besuch des UN-Koordinators für den Libanon, Michael Williams, abgesagt worden. Alle Kontakte seien zu ihm abgebrochen worden.

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