Einigung beim Klimagipfel: Reaktionen:"Besser, als viele befürchtet haben"

Während Politiker die Ergebnisse der Weltklimakonferenz als Erfolg werten, reagieren Umweltverbände verhalten. Das Abschlusspapier aus Cancún sei ein Zeichen der Hoffnung - aber eben auch nicht mehr.

Die Reaktionen reichen von "großer Erfolg" bis "kleine Schritte in die richtige Richtung": Politiker und Klimaschützer haben die Ergebnisse des Klimagipfels im mexikanischen Cancún im Grunde begrüßt - wenngleich auch die Vertreter der Umweltorganisationen nur vorsichtig optimistisch sind. Der Tenor: Das Abschlusspapier sei ein Zeichen der Hoffnung - aber eben auch nicht mehr.

Einigung beim Klimagipfel: Reaktionen: Bis zum frühen Samstagmorgen wurde beim UN-Gipfel in Cancún um einen Kompromiss gerungen. 194 Staaten nahmen an den Verhandlungen teil, auch die Marshallinseln schickten eine Delegation (im Bild).

Bis zum frühen Samstagmorgen wurde beim UN-Gipfel in Cancún um einen Kompromiss gerungen. 194 Staaten nahmen an den Verhandlungen teil, auch die Marshallinseln schickten eine Delegation (im Bild).  

(Foto: AFP)

Die internationale Gemeinschaft habe bewiesen, dass sie "doch in der Lage ist, gemeinsam wichtige Schritte gegen den Klimawandel einzuleiten", sagte Klimaexpertin Regine Günther von der Umweltstiftung WWF.

Greenpeace wertete das Abkommen als ein Zeichen der Hoffnung. "Das Ergebnis ist besser, als viele hier zeitweise befürchtet haben." Trotzdem sei es erst der Anfang. "Jetzt muss die Arbeit richtig losgehen", sagte der Leiter der Abteilung Internationalen Klimapolitik von Greenpeace, Martin Kaiser.

Ein Jahr nach dem Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen hat die internationale Staatengemeinschaft am Samstag in Cancún ein Abkommen verabschiedet, mit dem sie sich langfristig zum Klimaschutz verpflichten will. Ziel soll sein, die Erwärmung der Atmosphäre auf zwei Grad zu begrenzen. Zudem vereinbarten die Teilnehmer der Weltklimakonferenz einen Fonds, der Entwicklungsländern helfen soll, mit den Folgen des Klimawandels zurecht zu kommen.

"Wirksamer Klimaschutz erneut vertagt"

Die Verhandlungen über das Kyoto-Protokoll vertagten die Staaten. Sie verständigten sich jedoch darauf, dass es unmittelbar nach Auslaufen des jetzigen Kyoto-Abkommens im Jahr 2012 eine Anschlussvereinbarung geben soll. Ein umfangreiches Papier werden die Staaten erst beim nächsten Gipfel im südafrikanischen Durban aushandeln.

"Wirksamer Klimaschutz wurde erneut vertagt, diesmal ins Jahr 2011 nach Durban in Südafrika", sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), Hubert Weiger. Die am Samstag in Mexiko erzielte Vereinbarungen seien kleine Schritte in die richtige Richtung. Vor allem hob Weiger dabei den Klimafonds für die Entwicklungsländer hervor. "Die übrigen Vereinbarungen wie beispielsweise jene zu den konkreten CO2-Minderungszielen und deren Verbindlichkeit sind jedoch extrem schwammig formuliert und enthalten zu viele Schlupflöcher." Staaten wie die USA, Japan, Kanada, Australien und China hätten weitere Fortschritte blockiert, monierte Weiger.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen zeigte sich nach den Verhandlungen, die sich durch die Nacht bis in den Samstagmorgen hinzogen, erleichtert. "Cancún hat die Erwartungen erfüllt", sagte Röttgen nach Abschluss der Verhandlungen. "Das ist wirklich ein großer Erfolg." Die Staatengemeinschaft habe sich als handlungsfähig erwiesen. Er hob hervor, dass erstmals das sogenannte Zwei-Grad-Ziel von der Weltgemeinschaft offiziell anerkannt worden sei.

Der Umweltminister räumte aber auch ein, dass die beschlossenen Maßnahmen noch nicht ausreichend seien, um einen Anstieg der Erderwärmung um mehr als zwei Grad tatsächlich zu verhindern.

Die EU-Kommission bezeichnete die Einigung in Cancún als Erfolg. "Die Vereinbarung von Cancún zum Klimawandel von heute ist ein wichtiger Schritt hin zu einem umfassenden und rechtlich bindenden Rahmen für ein weltweites Klima-Handeln", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel.

"Rettungsanker für den internationalen Klimaschutz"

Die internationale Hilfsorganisation Care begrüßte "den Fortschritt, der hier in Cancún erreicht wurde". Zugleich gab ein Sprecher zu bedenken: "Wir müssen vorsichtig sein, denn die schwierigen Verhandlungspunkte zu Minderung des Klimawandels und zur Finanzierung bleiben ungelöst."

"Cancún könnte sich im Nachhinein noch als Rettungsanker für den internationalen Klimaschutz herausstellen", sagte der Sprecher der Hilfsorganisation Oxfam. Als wichtigstes Element bezeichnete er die Einigung auf den Klimafonds.

Allerdings reichten die Ziele der Industrieländer zur Minderung des Treibhausgasausstoßes bei weitem noch nicht aus, "um die schlimmsten Szenarien des Klimawandels abzuwehren".

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