Einbürgerungstest:Durchfallquote nahe null

Die Ängste wegen des Einbürgerungstestes scheinen unbegründet zu sein, denn die Erfolgsquote der ersten Testkandidaten in Berlin entspricht nahezu sozialistischen Ergebnissen.

Den neuen Einbürgerungstest in Berlin bestand bisher fast jeder Bewerber im ersten Anlauf. Nach Angaben des Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening stellten sich im September, Oktober und November insgesamt 1647 Zuwanderer dem Test - zu 99,4 Prozent mit Erfolg.

Einbürgerungstest: Neue Hürde vor der Einbürgerung: Der Inder Devender Singh stellt sich dem Test.

Neue Hürde vor der Einbürgerung: Der Inder Devender Singh stellt sich dem Test.

(Foto: Foto: dpa)

Nur zehn Kandidaten fielen durch. Die Zahlen für Dezember liegen noch nicht vor. Bundesweit bestanden in den Monaten September und Oktober 8894 Einbürgerungswillige den Test, was laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einer Quote von 98,9 Prozent entspricht.

"Man kann zufrieden sein, sollte aber nicht in Euphorie verfallen", sagte der Senatsbeauftragte. Er führte die hohe Erfolgsquote darauf zurück, dass sich anscheinend zunächst höher qualifizierte Zuwanderer mit guten Sprachkenntnissen zu der Prüfung gemeldet hätten. "Die anderen warten erst einmal ab - das ist die Befürchtung."

17 aus 33 Fragen müssen richtig sein

Zahlenmäßig belegten unter den Prüflingen Libanesen den ersten Platz, gefolgt von Türken, Irakern, Iranern und Polen. "Wir haben Interessenten so beraten, dass sie den Test schon machen, bevor sie den Einbürgerungsantrag stellen, um nicht später unter zusätzlichen Stress zu geraten", sagte Piening. Bei den Sprachtests liegt die durchschnittliche Durchfallquote in Berlin laut Piening bei 20 Prozent.

Seit dem 1. September müssen Ausländer, die Deutsche werden wollen, den bundeseinheitlichen Einbürgerungstest ablegen. Abgefragt wird Grundwissen zu Politik, Geschichte und Gesellschaft. Aus 310 Fragen werden jeweils 33 ausgewählt. Bestanden hat, wer mindestens 17 Fragen binnen 60 Minuten richtig beantwortet. Es werden jeweils vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Die Teilnahme kostet 25 Euro und kann beliebig oft wiederholt werden. Wer in Deutschland einen Schulabschluss erworben hat, muss den Test nicht mehr machen.

Dies war so 2007 mit der Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes beschlossen worden. Insbesondere in türkischen Verbänden gab es viel Empörung über den Test. Auch Grünen-Chefin Claudia Roth hatte ihn als absolut unnötig kritisiert, weil er die Hürden für Zuwanderer erhöhe.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, welche Gefühle der Test bei Einbürgerungswilligen auslöst.

Durchfallquote nahe null

Das Bundesinnenministerium will den Test in ein bis zwei Jahren überprüfen. "Die Ängste vor dem Test sind da, das weiß ich aus vielen Gesprächen", sagte Piening. Bei verschiedenen Zuwanderergruppen habe die neue Prüfung das Gefühl verstärkt, vom Staat nicht gewollt zu werden. Diejenigen allerdings, die den Test absolvierten, hätten die Prüfung positiv bewertet. Dass die Erfolgsquote so hoch ist, sollte den Zögernden Mut machen.

Die Berliner Volkshochschulen Mitte, Neukölln, Friedrichshain- Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf bieten 2009 wieder gezieltes Prüfungstraining an. Ein Kurs mit 15 Unterrichtsstunden zu jeweils 45 Minuten kostet 39 Euro.

Im alten Jahr sei die Nachfrage nicht groß gewesen, sagte die Verantwortliche im Bezirksamt Friedrichs-Kreuzberg, Bianca Ploog. In den nächsten Monaten würde überlegt, wie man das Prüfungstraining mit den sogenannten Integrationskursen verknüpfen könne.

Zwangskurs bei Integrationsdefiziten

Neuzuwanderer seit dem Jahr 2005 müssen Integrationskurse belegen, wenn sie sich nicht ausreichend auf Deutsch verständigen können. Sie erhalten dann Sprachunterricht, der mit einem Sprachtest endet, sowie in einem Orientierungskurs Kenntnisse über Kultur und Werteordnung der Bundesrepublik.

Auch schon länger in Deutschland lebende Ausländer können bei Integrationsdefiziten oder Arbeitslosigkeit zur Teilnahme verpflichtet werden.

Im Januar 2009 wird nun auch für die Orientierungskurse ein bundeseinheitlicher Abschlusstest eingeführt. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration besteht der Test aus 25 Fragen, von denen 13 richtig beantwortet werden müssen. Die Testaufgaben werden jeweils aus einem Katalog von 250 Fragen ausgewählt. Bis auf 36 Fragen sind sie identisch mit denen des Einbürgerungstests.

Ohne bestandene Abschlussprüfung des Integrationskurses gibt es für die Teilnehmer praktisch keine Niederlassungserlaubnis, also kein unbefristetes Aufenthaltsrecht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: