Ehemaliger US-Verteidigungsminster:Robert McNamara tot

Brillanter Kopf oder Kriegsverbrecher? Der frühere US-Verteidigungsminister Robert McNamara ist gestorben. Für die Eskalation des Vietnamkriegs war er verantwortlich.

K. Kister

Für die einen war Robert McNamara ein brillanter Kopf, der als Spitzenmanager bei Ford in den Fünfzigern die Einführung des Sicherheitsgurtes vorantrieb und als Verteidigungsminister in den Sechzigern das Pentagon zivilisierte. Andere aber sehen in McNamara bis heute den bürokratisch effizienten Kriegsverbrecher, der schon 1961 Vietnam aus der Luft bombardieren ließ.

Ehemaliger US-Verteidigungsminster: Robert McNamara, ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Robert McNamara, ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

(Foto: Foto: dpa)

1965 wurde das Bombardement eskaliert. Schon im Zweiten Weltkrieg war McNamara als Offizier in der Abteilung "Statistische Kontrolle des Luftkriegs" mit Theorie und Praxis des Tötens von oben befasst. Robert McNamara, 1916 geboren, ist nun 93-jährig in Washington gestorben.

Präsident Kennedy holte McNamara 1961 als Verteidigungsminister in sein Kabinett. Dort war er einer jener entscheidungsfreudigen Intellektuellen, die der Autor David Halberstam mit ironischer Distanz als "die Besten und Klügsten" beschrieb.

Bob McNamara war der Mann mit der großen Brille und den nass zurückgekämmten Haaren. Er half dabei, Desaster zu vermeiden, wie etwa in der Kubakrise 1962, hatte aber auch erheblichen Anteil an der Schaffung von Desastern, vor allem am Vietnamkrieg. Über die Jahre änderte sich seine Einstellung zu diesem Krieg; 1967 empfahl er Präsident Johnson, unter dem er im Kabinett verblieben war, einen Verhandlungsfrieden zu suchen.

McNamara wurde gegangen und übernahm 1968 den Direktorenposten bei der Weltbank. 13 Jahre lang, bis 1981, leitete McNamara das Institut. Unter seiner Ägide vervielfachte sich die Summe der von der Weltbank vergebenen Kredite. Allerdings bedeutete dies auch einen drastischen Anstieg der Verschuldung in der Dritten Welt.

Auf seine alten Tage machte sich auch bei McNamara die Skepsis breit über das, was er als Jüngerer getan hatte. Es dauerte immerhin bis 1995 als er in seinen Memoiren über Vietnam zugab: "Wir lagen falsch, schrecklich falsch." Bushs Irak-Krieg lehnte er ebenso ab wie die Raketenabwehr. Ein nachdenklicher Interview-Film mit McNamara bescherte dem Regisseur Errol Morris sogar einen Oscar.

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