Eberhard von Brauchitsch:Flicks Mann für Polit-Bakschisch

Von Strauss bis Kohl: Eberhard von Brauchitsch versorgte deutsche Spitzenpolitiker mit Geld - der Manager war Schlüsselfigur des Flick-Skandals. In Bildern.

Von Oliver Das Gupta

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Eberhard von Brauchitsch Friedrich Karl Flick Foto: Imago

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Der Macher und sein Boss: Eberhard von Brauchitsch war ein erfolgreicher Wirtschaftsführer, unter anderem durch seine Jahre an der Seite des Industriellen Friedrich Karl Flick (rechts). In Erinnerung bleibt er den meisten als der Mann, der Spitzenpolitikern Millionen zukommen hat lassen: Brauchitsch gilt als die Schlüsselfigur der so genannten Flick-Affäre, die die Republik Anfang der achtziger Jahre erschütterte.

Mehrere Politiker wurden in deren Folge verurteilt, doch einschneidender war der Eindruck, den die Affäre in der Bevölkerung hinterließ: Die etablierten Parteien verloren massiv an Ansehen.

Eberhard von Brauchitsch

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Eberhard von Brauchitsch kam 1926 als Sproß einer alten schlesischen Adelsfamilie zur Welt. Nach dem Krieg versuchte er sich zunächst als Journalist, seinem Wunschberuf, dann studierte er Jura, unter anderem in Mainz, Amsterdam und an der London School of Economics. Eine Karriere begann: Schnell machte der zwei Meter große Hüne nach dem Studium Karriere bei der Lufthansa, baute die Konzerntochter Condor auf.

Dann holte die Familie Flick den erfolgreichen Manager, den sie schon so lange kannte: Brauchitsch war mit dem Industriellensohn Friedrich Karl Flick zur Schule gegangen.

Eberhard von Brauchitsch Flick Foto: dpa

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Brauchitsch wurde Prokurist, später geschäftsführender Gesellschafter des Flick-Konzerns. Nach einem Zwischenspiel bei der Axel Springer Verlag AG als stellvertretender Aufsichtsratschef und Generalbevollmächtigter kehrte er 1973 zu Flick zurück.

Mitte der 1970er Jahre verkaufte der Flick-Konzern Aktien im Wert von fast zwei Milliarden D-Mark. Der Erlös wurde reinvestiert. Für diese Wiederanlagen beantragt das Unternehmen beim Bundeswirtschaftsministerium Steuerbefreiung - mit Erfolg: die Anträge wurden als "volkswirtschaftlich besonders förderungswürdig" genehmigt.

Lambsdorff

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Gleichzeitig erhielten die FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff (Foto) und Hans Friderichs satte Spendengelder vom Flick-Konzern, für deren Verteilung Brauchtisch zuständig war.

Anfang der 1980er Jahre kam die Sache auf, die Behörden ermittelten, die Presse berichtete: Wegen des Verdachts der Bestechung und Steuerhinterziehung erhob die Bonner Staatsanwaltschaft im November 1983 schließlich Anklage gegen die beiden Minister - und Eberhard von Brauchitsch.

Hans Friderichs

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Die Flick-Spendenaffäre weitete sich bald zu einer Parteispendenaffäre aus: Nach und nach kam heraus, dass nicht nur die liberalen Minister die Hand aufgehalten hatten. Auch Spitzenvertreter von CDU, CSU und SPD hatten gegen die gesetzlichen Spenden-Vorschriften verstoßen.

Während der 1970er Jahre verteilte allein Flick-Manager Brauchitsch (links) 26 Millionen Mark. So erhielte neben FDP-Mann Friedrichs (rechts)...

Franz Josef Strauß, 1985

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...auch der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauss sechsstellige Beträge.

Helmut Kohl

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Auch CDU-Chef Helmut Kohl - seit 1982 Bundeskanzler - nahm Geld von Brauchitsch an. Vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Flick-Affäre plagten Kohl allerdings auffällige Erinnerungslücken - der damalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler sprach hinterher von einem "Blackout".

Rainer Barzel

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Kohl blieb im Amt, andere gingen: Der frühere CDU-Chef und damalige Vizepräsident Rainer Barzel (Foto) trat zurück, ebenso, nach Anklageerhebung, Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff.

Der Versuch der schwarz-gelben Koalition, durch ein Gesetz Spender und Parteifunktionäre nachträglich zu amnestieren, scheiterte 1984 - die öffentliche Entrüstung war zu groß.

Hans Friderichs wird 75

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Die Urteile fallen milde aus: Alle Angeklagten werdem vom Vorwurf der Bestechung und der Bestechlichkeit freigesprochen. Graf Lambsdorff und sein Amtsvorgänger Hans Friderichs (Foto von 2006) kamen mit Geldstrafen wegen Steuerhinterziehung davon, Brauchitsch erhielt eine zweijährige Haftstrafe, die gegen die Zahlung von 550.000 Mark zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Lambsdorff mischte weiterhin in der Politik mit und verstarb 2010, Friderichs blieb gefragter Unternehmensberater.

Friedrich Karl Flick

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Nach Bekanntwerden der "politischen Landschaftspflege" (Brauchitsch über die Spendenpraxis) verkaufte der Großindustrielle Flick Teile seines Imperiums für mehr als fünf Milliarden Mark.

1994 übersiedelte Flick nach Österreich, wo er 2006 verstarb.

EBERHARD VON BRAUCHITSCH IN BERLIN

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Eberhard von Brauchitsch, hier eine Aufnahme von 2000, verdingte sich nach der Flick-Affäre als freier Unternehmensberater, unter anderem für den Springer-Verlag und Burda. Er pendelte fortan zwischen Monaco, Salzburg und Zürich, zahlte aber seine Steuern in Deutschland.

Tief enttäuscht zeigte sich Brauchitsch vom Verhalten anderer Wirtschaftsführer und politischer Freunde wie Helmut Kohl nach Bekanntwerden der Affäre. In seinem Erinnerungsbuch "Der Preis des Schweigens. Erfahrungen eines Unternehmers" von 1999 schrieb Brauchitsch, die Wirtschaft habe seinerzeit "Schutzgelder" an die Politiker gezahlt, "um sich vor Repressionen in Form wirtschaftsfeindlicher Politik zu schützen". Niemals sei es darum gegangen, durch Spenden bestimmte politische Entscheidungen zu erkaufen. Den "permanenten Bitten sämtlicher Parteien und ihrer Schatzmeister" habe man sich einfach nicht entziehen können.

Eberhard von Brauchitsch verschied gemeinsam mit seiner Frau Helga.

© sueddeutsche.de/odg/jja
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