E-Mail-Diebstahl:Putin lobt Hacker-Attacke auf US-Demokraten

Eastern Economic Forum 2016

Der russische Präsident Wladimir Putin spricht beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok.

(Foto: dpa)
  • Bei dem Angriff auf einen Server der US-Demokraten kurz vor dem Nominierungsparteitag waren 20 000 E-Mails mit brisantem Inhalt gestohlen worden.
  • Putin sagt nun, es sei ohnehin egal, wer für den Hackerangriff verantwortlich sei. Wichtig sei nur, dass er stattgefunden habe.
  • Das FBI beschuldigt die russische Regierung, die Hacker zumindest angeleitet zu haben.

Abstreiten, die Gerüchte köcheln lassen, um später zu sagen: Stimmt, ich war es doch. Wladimir Putin hat mehrmals bewiesen, dass er dieses Spiel beherrscht. Als bekannt wurde, dass auf der ukrainischen Halbinsel Krim russische Soldaten operierten, verneinte der russische Präsident dies zunächst vehement, um dann in einer Fernsehdokumentation offen darüber zu sprechen, wann und wie er den Einsatzbefehl gegeben hatte. Ganz so, als hätte er nie etwas anderes behauptet.

Im Falle der E-Mails, die Hacker vom Server der US-Demokraten erbeutet haben, könnte jetzt Putin gerade in Phase zwei angekommen sein: Bislang hatte Russland den Vorwurf als absurd zurückgewiesen, der Angriff sei von staatlichen Stellen in Moskau zumindest orchestriert worden. Bei einem Besuch in der russischen Hafenstadt Wladiwostok sagte der russische Präsident der Nachrichtenagentur Bloomberg nun, es sei ohnehin egal, wer für den Hackerangriff verantwortlich sei, die Hacker hätten der Öffentlichkeit einen Dienst erwiesen. "Das Wichtige ist, dass der Inhalt an die Öffentlichkeit gelangt ist."

Zwar dementierte er eine Beteiligung der russischen Regierung, aber es hat den Anschein, als würde er gewissermaßen Phase drei seines Spiels einläuten. Denn Putin betonte, dass man sich nie so ganz sicher sein könnte, wer hinter einem solchen Angriff stecke: "Hacker operieren heute so professionell und ausgeklügelt, dass sie einen Angriff ohne Probleme so aussehen lassen können, als wäre jemand anderes dafür verantwortlich. Wer dahinter steckt, ist ziemlich schwer nachzuweisen, wenn es überhaupt nachzuweisen ist."

Bei dem Angriff auf einen Server der US-Demokraten kurz vor deren Nominierungsparteitag waren 20 000 E-Mails mit brisantem Inhalt gestohlen und auf der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht worden. In ihnen war nachzulesen, dass die Haltung der Parteispitze im eigenen Vorwahlkampf nicht neutral war und sie eindeutig Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidatin favorisierte. Debbie Wasserman Schultz, die Parteivorsitzende, trat nach der Enthüllung zurück.

Trump ist ein Fan von Putin

Das FBI, das die Ermittlungen leitet, beschuldigt die russische Regierung, die Hacker zumindest angeleitet zu haben. Eine interne Untersuchung der Demokraten durch die Cyber-Sicherheitsfirma Crowdstrike, verfolgte die Spuren hin zu zwei Hackergruppen, "Cozy Bear" und "Fancy Bear". Beide sollen mit unterschiedlichen Abteilungen des russischen Geheimdienstes zusammenarbeiten.

Warum Russland ein Interesse haben sollte, den amerikanischen Wahlkampf zu beeinflussen? Darüber kann nur spekuliert werden. Viele Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Putin Trump als Präsidenten favorisiert und daher in Form von Negativ-PR gezielt Informationen streut. Trumps Wahlkampfchef hat diese Darstellung zurückgewiesen.

In seinem Wahlkampf hatte der Kandidat der Republikaner immer wieder Wladimir Putin gelobt - dieser sei ein großer Anführer. Zudem arbeitete sein ehemaliger Kampagnenmanager jahrelang für den Kreml. Das Verhältnis zu Hillary Clinton gilt dagegen als zerrüttet. Sie hatte Putin immer wieder scharf für die Annexion der Krim kritisiert.

Eine direkte Einflussnahme auf den US-Wahlkampf wies Putin bei seinem Besuch in Wladiwostok zurück. Auch wenn Russland den Wahlkampf in den USA durch geleakte Informationen beeinflussen wollte, würde das niemals gelingen, da Russland gar keinen detaillierten Einblick habe, was es benötige, um in der amerikanischen Politik erfolgreich zu sein.

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