Düsseldorf:Razzia im Maghreb-Viertel

Razzia im Nordafrikaner-Viertel von Düsseldorf

300 Beamte, 294 kontrollierte Personen, 40 Festnahmen: Mit einer Großrazzia ging die Düsseldorfer Polizei am Wochenende gegen mutmaßliche Taschendiebe und Drogendealer aus Nordafrika vor.

(Foto: Maja Hitij/dpa )

300 Beamte, 294 kontrollierte Personen, 40 Festnahmen: Wen die Polizei am Wochenende mit einem spektakulären Großaufgebot in Düsseldorf wirklich suchte.

Von Kristiana Ludwig

Schon länger hatte die Polizei in Düsseldorf das sogenannte Maghreb-Viertel im Stadtteil Oberbilk im Blick. Es gilt als Treff von Taschendieben, Straßenräubern und Drogendealern. Am Samstagabend nun durchsuchten rund 300 Polizisten Lokale und Spielcasinos in dem marokkanisch geprägten Viertel. Insgesamt überprüfte die Polizei nach eigenen Angaben 18 Etablissements und 294 Personen, "vorwiegend Männer nordafrikanischer Abstammung". 40 von ihnen wurden vorläufig festgenommen; 38, weil sie sich illegal im Land aufhalten könnten. Ein Mann sei bereits zur Abschiebung ausgeschrieben worden und ein weiterer wegen Hehlerei festgenommen. Die Beamten zeigten sieben Personen wegen Drogendelikten und eine wegen Diebstahls, Betruges und eines möglichen Verstoßes gegen das Waffengesetz an. Sie fanden zudem sechs Mobiltelefone, die aus Straftaten stammten.

Es ist bereits die zweite Großrazzia in diesem Viertel. Vor einem Jahr hatte die Düsseldorfer Polizei mit etwa 200 Beamten Lokale in denselben Straßen durchsucht. Seit Juni 2014 analysieren Ermittler die kriminellen Strukturen des Viertels. Nicht weniger als 2200 Personen stehen unter Verdacht. Das Projekt trägt den Namen Casablanca.

Die meisten der rund 20 bisher identifizierten Tatverdächtigen bei den Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht stammen aus Marokko und Algerien - sie wohnen indes außerhalb von Köln. Das geht aus einem Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums hervor. Dennoch seien "nicht die Vorkommnisse der Silvesternacht" Anlass für die Düsseldorfer Razzia gewesen, sagte Einsatzleiter Frank Kubicki, fügt aber hinzu: "Gleichwohl rechnen wir mit Erkenntnissen, die die Ermittlungen vorantreiben könnten."

Ein Kölner Polizeisprecher sagt, dass die zuständige "Ermittlungsgruppe Neujahr" diese Razzia nicht angestoßen habe. Zwar beobachtete auch die Kriminalpolizei in Köln im vergangenen Jahr eine "rasante Entwicklung" bei den Straftaten nordafrikanischer Trickdiebe - durch Gewalt- und Sexualdelikte sei diese Gruppe allerdings nicht besonders aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft hat 10 000 Euro Belohnung auf Hinweise zu den Silvester-Tätern ausgesetzt. In Köln plakatiert sie in deutscher und arabischer Sprache. Die Bundespolizei zeigt unterdessen am dortigen Hauptbahnhof starke Präsenz und kontrolliert eine Vielzahl von Männern, die arabisch oder afrikanisch aussehen. Es handele sich um eine "Präventionsmaßnahme", heißt es vonseiten der Polizei. Außerdem könnten so möglicherweise Täter aus dem Trickdiebmilieu ermittelt werden, "die sich am Bahnhof herumdrücken".

Im Düsseldorfer Maghreb-Viertel handelt es sich bei den verdächtigen Männern nach Angaben sozialer Dienste häufig um allein reisende, junge Männer - um Nordafrikaner ohne Bleibeperspektive in Deutschland.

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