Düsseldorf:Ferner Osten, tiefer Westen

Japantag in Düsseldorf

Feiern in Düsseldorf: In keiner anderen deutschen Stadt leben mehr Japaner.

(Foto: Ralph Sondermann/dpa)

Yasuo Inadome leitet den Japanischen Club und organisiert ein großes Fest. Nirgends in Deutschland leben mehr seiner Landsleute.

Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Yasuo Inadome erzählt von Willich am Niederrhein, dem Leben auf dem Dorf, den Schützenfesten, der Spargelernte. Er berichtet von seinem Engagement in der CDU, seiner evangelischen Taufe und seiner jahrzentelangen Vorliebe für deutsche Kultur und deutsches Essen. Und wenn man ihm dann trotzdem noch die etwas dämliche Frage stellt, wo er sich denn mehr zu Hause fühle, hier oder in seinem Geburtsland Japan, dann lächelt Herr Inadome milde und sagt höflich: "Ich wäre nicht sehr glücklich, wenn mich meine Firma zurückholen würde."

Der Marschbefehl kam in den vergangenen knapp 25 Jahren nicht, und er wird wohl auch nicht mehr kommen. Inadome, 55, ist in seiner Firma, einem japanischen Elektronikkonzern, unabkömmlich und auch bei der Pflege der deutsch-japanischen Beziehungen. Seit Jahrzehnten ist er Vorstandssprecher des Japanischen Clubs in Düsseldorf, einem der Organisatoren des "Japan Tages" mit großem Feuerwerk in der Landeshauptstadt, zum dem sie am Samstag wieder Hunderttausende erwarten.

Als Inadome das erste Mal nach Deutschland reiste, war es zumindest nicht das Deutschland, das er sich während des Deutsch-Studiums vorgestellt hatte. Als junger Mann kam er 1986 nach Ostberlin an die Humboldt-Universität. Er kennt also einen Teil des Landes, den viele nun Gesamtdeutsche nie kennen gelernt haben. "Eine tolle Chance."

Ein paar Jahre später schickt ihn seine Firma an den Rhein, er zieht erst nach Meerbusch und dann an den Niederrhein, wo es nun in Willich natürlich auch einen deutsch-japanischen Verein gibt und selbstverständlich das deutsch-japanische Spargelessen. Etwa 8000 Japaner leben in Düsseldorf, es ist die größte japanische Gemeinde in Deutschland. Die Ersten kamen in den 60er Jahren und wollten die großen Maschinen und den deutschen Stahl kaufen, den es hier im tiefen Westen gab. Das war der Anfang, heute siedeln sich japanische Firmen an, weil es in Düsseldorf eine japanische Schule gibt, japanische Ärzte und Friseure, und weil die Wirtschaftsförderer selbst aus den kleineren Orten am Niederrhein sie mit günstigen Grundstücken umgarnen.

Viele Japaner kommen nur für ein paar Jahre. "Und keiner geht gerne zurück", sagt Yasuo Inadome. Manch einer sei nach der Rente zurückgekehrt an den Rhein und habe sich hier ein Häuschen gekauft. Ob es auch Nachteile gebe, so fern der alten Heimat zu leben? Manche Japaner würden von Onsen träumen, den heißen Quellen des Inselstaates. Viel schwerer aber wiege: Viele sind nicht da, wenn die Eltern sterben.

Am Samstag aber feiern die Japaner in Düsseldorf erst einmal das Leben, und die ganze Stadt feiert mit. Es gibt wohl kaum eine Migrantengruppe in Deutschland, bei der so wenig über Probleme im Zusammenleben bekannt ist. "Wir sind uns sehr ähnlich", sagt Inadome, der ja tatsächlich das Wir in Person ist.

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