Drogen:Rauschgift per Internet

Die Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt, insgesamt waren es 1226 Menschen. Hauptursache für Todesfälle war eine Überdosierung von Opiaten.

In Deutschland werden nach Angaben der Sicherheitsbehörden wieder mehr Drogen konsumiert. Zugleich stieg die Zahl der Drogentoten 2015 im vierten Jahr in Folge, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der "Rauschgiftlage" mitteilte. Insgesamt starben demnach 1226 Personen, 19 Prozent mehr als 2014. Haupttodesursache war eine Überdosierung von Opiaten teilweise auch in Verbindung mit anderen Substanzen; die Zahl der Todesfälle durch Crystal stieg um 26 Prozent.

Das Bundeskriminalamt (BKA) registrierte einen Anstieg erstmals auffälliger Konsumenten von Heroin um 15 Prozent und von Kokain um sieben Prozent. Insgesamt erhöhte sich demnach die Anzahl erstauffälliger Konsumenten harter Drogen um vier Prozent auf 20 890. Die Polizei verzeichnete 2015 mit bundesweit 282 600 Straftaten in Verbindung mit Rauschgift einen Anstieg dieser Delikte um zwei Prozent. Die Fallzahlen bewegten sich auf weiterhin hohem Niveau und machten rund fünf Prozent aller erfassten Straftaten aus, hieß es.

Psychoaktive Stoffe, die "Legal Highs", sollen per Gesetz verboten werden

Mortler mahnte: "Die Drogenpolitik darf nicht an Gewicht verlieren." Die Bundesregierung strebe noch in diesem Jahr ein gesetzliches Verbot psychoaktiver Stoffe an, die als "Legal Highs" bekannt sind. Diese synthetischen Drogen tauchen in immer neuen Zusammensetzungen auf. Die Bundesregierung will dazu in der kommenden Woche einen Gesetzentwurf vorlegen. Nach Mortlers Angaben will die Regierung zudem das Substitutionsrecht reformieren, damit "noch mehr Abhängige einen Zugang zu Methadon und anderen Substituten erhalten, gerade auch in den ländlichen Räumen".

Nach Erkenntnissen von BKA-Präsident Holger Münch verlagert sich der Drogenhandel stärker in das Internet. "In kürzester Zeit haben sich neue kriminelle Online-Marktplätze gebildet, auf denen Rauschgift und andere kriminelle Waren gehandelt werden", so der BKA-Chef. Das Internet sei künftig ein Schwerpunkt der Strafverfolgung. Im Bereich der klassischen Drogen Heroin und Kokain stieg die Menge des sichergestellten Kokains laut BKA auf das Rekordniveau von mehr als drei Tonnen. "Heroin und Kokain sind - ungeachtet der Sicherstellungsmengen - von hoher Bedeutung beim Rauschgifthandel in Deutschland und eine sehr profitable Einnahmequelle der organisierten Kriminalität", sagte Münch.

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