Dresdner Frauenkirche geweiht:"Das Beste, was freie Bürger leisten können"

Mehr als 60 Jahre nach ihrer Zerstörung ist die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche am Sonntag in einem Festgottesdienst geweiht worden. Der Barockbau war in den vergangenen elfeinhalb Jahren vor allem durch Spendengelder aus dem In- und Ausland originalgetreu rekonstruiert worden.

Während rund 1800 ausgewählte Spender und Ehrengäste dem Zeremoniell im Kircheninnern beiwohnten, verfolgten in der Dresdner Innenstadt etwa 60.000 Menschen das auch im Fernsehen übertragene Geschehen auf großen Leinwänden.

"Der Kirchbau, dessen Einweihung wir heute feiern, zählt zu dem Besten, was freie Bürger leisten können", sagte Bundespräsident Horst Köhler nach der Weihe. Die rekonstruierte Kirche sei ein "Ausdruck des Guten".

Der Wiederaufbau könne Kraft geben, sich "gemeinsam und grenzenlos noch stärker für Frieden und Versöhnung einzusetzen". Unter den Ehrengästen waren neben den ranghöchsten Repräsentanten Deutschlands auch zahlreiche Vertreter der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs.

Was in Dresden erreicht worden sei, sollte Deutschland insgesamt Mut machen, sagte Köhler. Das Schicksal der Kirche habe Menschen im ganzen Land in Bewegung gesetzt, begeistert und miteinander verbunden, fügte das Staatsoberhaupt hinzu.

Wer die Zuversicht verloren habe, der gewinne sie wieder beim Anblick der wiedererstandenen Frauenkirche. Dies gelte vor allem in einer Zeit, in der viele Menschen Sorgen und Angst vor der Zukunft hätten, sagte Köhler.

"Symbol für die kulturelle und geistige Kraft"

Die Frauenkirche war im Februar 1945 bei der Bombardierung Dresdens zerstört worden. 1994 begann der Wiederaufbau nach den Plänen des Architekten George Bähr (1666-1738).

Die Gesamtkosten für den Anfang der 90er Jahre zunächst als umstritten geltenden Wiederaufbau beliefen sich auf knapp 180 Millionen Euro. Sie wurden zu etwa zwei Dritteln durch 600.000 private Spender getragen, die restlichen 69 Millionen Euro wurden von Bund, Land und Stadt übernommen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nannte die Frauenkirche ein "großartiges Zeugnis und Symbol für die kulturelle und geistige Kraft, die in unserem Land ist". Zugleich sei sie ein Mahnmal gegen Krieg und damit Verpflichtung für Politik, für Frieden zu arbeiten.

Seine designierte Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) sprach von einer "wunderbaren Erfahrung, was Menschen schaffen können". Zu DDR-Zeiten wäre es nicht möglich gewesen, ein solches Projekt der Bürger auf die Beine zu stellen. Nun gelte es, daraus Zuversicht mitzunehmen.

Die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche besteht zu 43 Prozent aus Altbausubstanz. Hierzu zählen die beiden Teile der Außenwand, die nach der Bombardierung stehen geblieben waren, sowie die Fundamente und der Altar. Der Rest wurde nachgebildet.

Der Altar blieb nach der Zerstörung zu etwa 80 Prozent erhalten. Insgesamt bargen die Bauleute und Archäologen etwa 20.000 Kubikmeter Trümmer, 4800 Kubikmeter davon wurden wiederverwendet. Etwa ein Fünftel der Werksteine kamen in Reparatur, aus Sicherheitsgründen wurden jedoch nur etwa 3600 Originalsteine in den Nachbau integriert.

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