Drei Fragen an:Hermann Scheer, Eurosolar

Herrmann Scheer, SPD-Bundestagsabgeordneter und Präsident von Eurosolar hält das Kyoto-Protokoll für kontraproduktiv und erwartet nichts vom Weltklimagipfel.

Interview: Oliver Bantle

sueddeutsche.de: Was würden Sie tun, wenn Sie Bundesumweltminister wären?

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Biografie: Herrmann Scheer

Scheer: Ich würde versuchen, den Neubau aller Großkraftwerke zu verbieten, die mit Dampf ihre Turbinen antreiben: Sie verschmutzen die Luft, belasten das Klima und verbrauchen extrem viel Wasser.

sueddeutsche.de: Dann hätte Deutschland kaum Strom mehr. Oder kann man den Energieverbrauch mit Sonnenenergie decken?

Scheer: Die Sonne strahlt alleine auf Deutschland vier Mal soviel Energie wie der weltweit im Jahr an atomare und fossiler Energie verbraucht wird. Der Stand der Technik ist soweit, dass man in Deutschland 100 Prozent des Energieverbrauchs mit erneuerbaren Energien decken könnte. Freilich kann man das nicht von einem Tag auf den anderen realisieren.

sueddeutsche.de: Was erwarten Sie vom Weltklimagipfel?

Scheer: Gar nichts. Das Kyoto-Protokoll ist kontraproduktiv und führt zu einer Pervertierung des Klimaschutzes: Es ist völlig bürokratisiert, voll von Schlupflöchern und ein Dokument des gegenseitigen Misstrauens. Es betrachtet Klimaschutz als Last und nicht ökonomische Chance, es zählt die Kosten, nicht die Nutzen. Das Protokoll hat uns zehn Jahre Zeit gekostet und bietet den Regierungen die wohlfeile Ausrede, nichts zu tun. Die Konzentration auf einen einzigen Punkt - die Investitionskosten pro CO2-Reduzierung und das weltweit, muss zum groben Unfug werden.

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