Drei-Eltern-Kind:Das Schicksal abgeschafft

Mit drei Elternteilen kann es schwierig werden.

Von Werner Bartens

Ein Kind, das auf die Welt kommt, stiftet unmittelbar Sinn. Das neue Leben und die Wucht der Geburt bedürfen keiner weiteren Rechtfertigung. Es verwundert daher nicht, dass die Kunde vom Drei-Eltern-Kind erst jetzt bekannt wird, da der Junge bereits fünf Monate alt ist. Der Schrecken über die Details seiner Zeugung verblasst, die Kritik, dass sich das Verständnis von Fortpflanzung und Sexualität schleichend auflöst, wirkt schnell kleingeistig angesichts der Existenz eines neuen Menschen.

Zudem ist das Kind offenbar gesund, nachdem die Mutter bereits vier Fehlgeburten erlitten hat und zwei weitere Kinder in jungen Jahren gestorben waren. Ach ja, und es stammen ja nur 0,1 Prozent des genetischen Materials von einer dritten Person. Diese existenziellen Tatsachen verdecken, verschleiern und verniedlichen jedoch, was sich tatsächlich an der Front der Bio-Bastler abspielt:

Die traditionelle Wahrnehmung von Elternschaft, Nachkommen und Fortpflanzung verschwimmt mit den neuen Puzzle-Kombinationen aus dem Labor. Kinderlosigkeit und Erbleiden sind kein unabänderliches Schicksal mehr, sondern werden durch die verführerischen Angebote der Reproduktionsmedizin zu einem lösbaren Problem. Für das Verständnis von Gesundheit, Leid und Schicksal lässt das nichts Gutes erwarten. Aus dem Wunsch zum gesunden Kind wird ein Zwang, der technisch realisiert werden muss.

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