Doping:Ein großer Sportskandal soll in der Schublade verschwinden

Freiburger Doping-Kommission plant Abschlussbericht noch 2015

Die Sportmedizin der Uni Freiburg.

(Foto: dpa)

Die Uni Freiburg war das westdeutsche Dopingzentrum. Die Behinderung der Aufklärer darf man der Universität nicht durchgehen lassen.

Kommentar von Claudio Catuogno

Vergangenheitsbewältigung tut weh. Das haben schon viele Institutionen erkennen müssen, die sich zu diesem Zweck unabhängige Kommissionen ins Haus geholt haben. Die Sportmedizinische Fakultät der Universität Freiburg war über Jahrzehnte das westdeutsche Dopingzentrum - natürlich nimmt der Ruf einer solchen Einrichtung Schaden, wenn ihre einstigen Vorzeige-Ärzte als Betrüger enttarnt werden. Nun nimmt der Ruf der Uni allerdings noch größeren Schaden: Weil sie statt Bewältigung Vergangenheitsvertuschung betreibt.

Seit 2007 spürt eine Gruppe angesehener Dopingexperten und Kriminologen dem Freiburger Treiben nach. Immer wieder haben sie massive Behinderungen durch die Uni-Leitung beklagt. Die Geschäftskorrespondenz des umstrittenen Mediziners Joseph Keul wurde der Kommission gar über Jahre vorenthalten - die Ordner lagerten in der Privatwohnung einer Uni-Angestellten. Jetzt werfen die Aufklärer ganz hin.

Einer der größten deutschen Sportskandale soll in der Schublade verschwinden. Das darf man der Uni Freiburg nicht durchgehen lassen. Nur: Wer könnte jetzt Druck ausüben? Stadt- und Landespolitiker sehen selbst schlecht aus in der Affäre, die Bande zu den prominenten Medizinern waren stets eng. Und vom Sport ist auch nicht viel zu erwarten. Zumal es Doping-Netzwerke wie in Freiburg ja nicht nur in der Vergangenheit gab.

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