Donaueschingen:CDU-Oberbürgermeister bekommt 99,2 Prozent

Selbst die Grünen riefen dazu auf, den CDU-Kandidaten zu wählen: Der 39-jährige Thorsten Frei wurde mit 99,2 Prozent der Wählerstimmen im badischen Donaueschingen erneut zum Bürgermeister bestellt. Gegenkandidaten? Gab es nicht.

Roman Deininger, Stuttgart

Zwei eindeutige Wahlergebnisse hat das vergangene Wochenende gebracht, eines in Weißrussland und eines in Donaueschingen. Weißrussland gilt als Nordkorea Europas, Donaueschingen als beschauliches Städtchen am Rand des Schwarzwalds, beides völlig zu Recht. In Donaueschingen gibt es die Donauquelle, eine Garnison der Deutsch-Französischen Brigade, ein internationales Reitturnier und eine funktionierende Demokratie.

Thorsten Frei CDU Donaueschingen Oberbürgermeister

In der CDU wird Thorsten Frei als "Führungsreserve erster Klasse" gehandelt.

(Foto: dpa)

Die Demokratie funktioniert dort aktuell so, dass selbst die Grünen dazu aufriefen, den CDU-Kandidaten wieder zum Oberbürgermeister zu wählen. Und das, obwohl dieser Thorsten Frei, 39, nicht nur stellvertretender Vorsitzender, sondern auch der vielleicht größte junge Hoffnungsträger der gebeutelten Landes-CDU ist.

Probleme hatte Frei am Sonntag dann eigentlich nur im Wahllokal "AOK-Außenstelle", in dem er mit einem mauen Ergebnis von 97,7 Prozent leben musste. Stadtweit erhielt der Jurist 99,2 Prozent der Stimmen - eine Marke, die man auch ohne Gegenkandidaten erst mal erreichen muss. Bei seiner ersten Wahl 2004 war Frei der jüngste OB in Baden-Württemberg; im Amt versammelte er hinter sich eine Einheitsfront aller politischen Kräfte, die in Weißrussland nicht mal der Geheimdienst gewährleisten kann.

In der CDU wird er seither als "Führungsreserve erster Klasse" gehandelt, wobei die dünne Personaldecke der Partei eine zweite Klasse eh kaum hergibt. Frei selbst kam bisher nicht recht aus der Deckung, die Scherben der Ära Mappus ließ er andere zusammenkehren.

Bis zur Landtagswahl 2016, orakeln manche, könne sich das ändern. "Jeder, der nach Stuttgart schaut, hat doch Angst, ihn zu verlieren", sagt etwa Michael Blaurock. "Aber noch haben wir ihn für die nächste Zeit." Blaurock ist Fraktionssprecher im Donaueschinger Gemeinderat - bei den Grünen.

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