Donald Trump:Selbst ist der Mann

Der Präsident fühlt sich ideologisch unverwundbar. Er flirtet munter mit den Demokraten und bringt so seine treuesten Anhänger gegen sich auf. Das kann zur Spaltung der Republikaner führen - und zum Untergang Trumps.

Von Stefan Kornelius

Politische Parteien in den USA sind keine Glaubensgemeinschaften, hier werden keine ideologischen Verpflichtungen eingegangen. Parteien sind Bewegungen, Vehikel auf dem Weg zur Macht. Die Entscheidung zugunsten der Republikaner oder Demokraten dokumentiert eine Orientierung, mehr nicht. Einen faustischen Pakt geht kein Politiker mit einer Partei ein.

Diese eher losen Bindungsregeln haben sich mit Donald Trump noch einmal gelockert. Der Präsident mag Kandidat der Republikaner gewesen sein, in seinem früheren Leben liebäugelte er mit den Demokraten. Am Ende ist er aber Trumpist, ein Mann der nur sich und seiner Tageslaune gehorcht. Er ist das, was auf all seinen Häusern steht: Trump.

Im Wahlkampf sprach er von einer "Bewegung", die er gründen wolle. Aus seiner Sicht als Narzisst konnte er seinen Sieg weder einer Partei noch seiner unbeliebten Konkurrentin verdanken. Diese Hybris ist es, die Trump an seine ideologische Unverwundbarkeit glauben lässt. Der Mann hat in Drachenblut gebadet, kein Pfeil kann ihn treffen.

In den vergangenen Tagen aber zog Trump jede Menge Pfeile auf sich, und siehe da: Sie stecken fest. Die Vorstellung von der Einmannbewegung, einer Art demokratisch abgesegneten Autokratie, deckt sich nicht mit der politischen Realität Amerikas. Dessen System kennt sehr wohl unterschiedliche Machtzentren, und wenn der Präsident regieren will, wenn er Gesetze oder einen Haushalt erlassen will, braucht er Verbündete, die er sich im Kongress und idealerweise unter seinen Parteifreunden besorgen muss.

Trump hat nun mehrmals gegen die Pflicht zur Absprache und Allianz-Bildung verstoßen. Er spielt mit Stimmungen und Lagern, flirtet mit den Demokraten in Sachen Immigration, Mauerbau und sogar beim Thema Steuerreform. Das sind Kardinalfehler für einen Mann, der sein politisches Dasein auf dem ideologischen Konflikt aufgebaut und die Rechte in neue Sphären geführt hat.

Der Präsident flirtet mit den Demokraten und erzürnt seine Anhänger. Das wird sich rächen

Was Trump tut, entzieht sich politischer Logik, aber das muss zunächst nicht viel bedeuten. Eine Absprache mit Demokraten - Rücksicht auf minderjährige Flüchtlinge und Zurückhaltung bei der Grenzsicherung im Tauschgeschäft gegen ein gigantisches Investitionsprogramm - muss nicht funktionieren. Bei Trump erlebt kaum ein Versprechen das Ende der Woche. Die Sache entfaltet aber ihre Wirkung im Lager der Republikaner, das mindestens in drei Teile zerfällt: religiöse Wertkonservative, pragmatische Rechtspolitiker und kompromisslose Trumpisten der ersten Stunde, für die eine Mauer eine Mauer ist und kein Zaun - und ein Demokrat ein Hundesohn.

Trump überschätzt seine Kräfte, wenn er das Spiel mit den Lagern zu weit treibt. Es mag seiner Natur entsprechen, dass er spaltet und polarisiert. Aber hier hat er es mit einer Klientel zu tun, die ihn im Zweifel in jenem Feuer verbrennen lässt, das er entfacht hat. Stephen Bannon, der geschasste Ideologe, hat die Spaltung der Republikaner für kommendes Frühjahr prophezeit. Trump führt nun vor, wo die Bruchlinien verlaufen. Wäre er ein Stratege, könnte man meinen, er arbeite tatsächlich an einer eigenen Bewegung. Vermutlich ist die Sache aber einfacher: Der Mann kennt nur sich und nicht mal seine Freunde. Die wird er nun kennenlernen.

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