Ditib:Brandanschlag auf türkisch-islamischen Dachverband in Stuttgart

  • Vier Vermummte haben das Gebäude des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib in Stuttgart in der Nacht auf Dienstag angezündet.
  • Die Motive sind noch unklar, ein politischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.
  • Verletzt wurde niemand, der Schaden liegt bei etwa 80 000 Euro.

Feuer im Erdgeschoss

Auf ein Gebäude der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Stuttgart ist ein Brandanschlag verübt worden. Überwachungskameras hätten vier Vermummte aufgezeichnet, die in der Nacht zum Dienstag mit Steinen zwei Fensterscheiben eingeworfen und Molotowcocktails in die Räume geworfen haben, teilte die Polizei mit. Die Täter flüchteten unerkannt. Die Polizei schloss eine politisch motivierte Tat nicht aus. Unklar ist, ob es einen fremdenfeindlichen Hintergrund oder einen Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Türken und Kurden gibt. "Wir wissen nicht, welche Motive dahinterstehen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Ditib in Württemberg, Erdinç Altuntaş.

Das Feuer war in einem Laden im Erdgeschoss ausgebrochen. In dem Komplex vermietet Ditib Räume für Geschäfte, Restaurants und andere türkische Einrichtungen. Auch eine Moschee befindet sich darin. Verletzt wurde niemand.

Der Verband verurteilte die Tat. "Wir verabscheuen diese Art von Anschlägen", sagte Altuntaş. Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften seien gefordert, Gewalttaten einen Riegel vorzuschieben. "Das schürt natürlich gewisse Ängste bei den Muslimen."

Zwei Menschen bringen sich in Sicherheit

Die Polizei schätzte den Schaden zunächst auf etwa 80 000 Euro. Anwohner hatten in der Nacht beobachtet, wie die Flammen durch ein möglicherweise zuvor eingeschlagenes Schaufenster des Geschäfts schlugen. Die Feuerwehr rückte mit mehreren Löschzügen an und konnte den Brand schnell unter Kontrolle bringen. Das Gebäude in einem Gewerbegebiet im Stadtteil Feuerbach war stark verraucht, zwei Menschen konnten sich noch vor Eintreffen der Feuerwehr in Sicherheit bringen.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Angriffe auf muslimische Gebetshäuser und türkische Einrichtungen. Anfang Dezember wurde die türkische Botschaft in Stuttgart mit Farbbeuteln beworfen. Im September wurde eine Moschee in Mögglingen im Ostalbkreis mit Hakenkreuzen beschmiert.

Die Ditib, eine seit 1984 bestehende Organisation, ist der Dachverband der türkisch-islamischen Vereine. Er gilt als gemäßigt orthodox und stark von der staatlichen Religionsbehörde der Türkei beeinflusst. Altuntaş zufolge hat er im Südwesten etwa 30 000 eingeschriebene Mitglieder, erreicht aber insgesamt 120 000 Muslime.

Reaktion des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg

Entsetzt hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf die Brandstiftung reagiert. "Sowas sind abscheuliche Taten", sagte der Grünen-Politiker, die er nur "mit aller Schärfe" verurteilen könne. Man werde alles tun, um die Täter zu ermitteln.

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