Diplomatische Krise:Türkei und Iran stellen sich hinter Katar

Die Nationalflagge von Katar hinter einer Skulptur in Doha

Die Nationalflagge hinter einer Hand-Skulptur vor Doha (Archivbild von 2015).

(Foto: dpa)
  • Die Türkei und Iran bekennen sich zu dem isolierten Emirat Katar.
  • Der türkische Präsident Erdoğan hält an der 2014 beschlossenen militärischen Zusammenarbeit fest.
  • Irans Präsident Rohani sagt, man werde den "Bruderstaat" nicht im Stich lassen, und will sogar Lebensmittel schicken.

In der diplomatischen Krise um den isolierten Golfstaat Katar haben sich die Präsidenten der Türkei und Irans demonstrativ auf die Seite des Emirats gestellt.

Die Forderung einiger arabischer Staaten, die militärische Kooperation mit Katar zu beenden, sei "eine Respektlosigkeit", erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. "Wenn wir mit irgendeinem Land ein Verteidigungsbündnis abschließen, fragen wir etwa jemanden um Erlaubnis?", sagte Erdoğan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag vor Journalisten.

Die Türkei unterhält eine Militärbasis in Katar, die Teil eines Verteidigungsabkommens aus dem Jahr 2014 ist. Erst kürzlich hatte das Parlament in Ankara einen Ausbau der Zusammenarbeit und eine Stationierung zusätzlicher Truppen beschlossen. Das türkische Außenministerium erklärte, man sehe keinen Zusammenhang mit der aktuellen Krise. Ankara sei "betrübt", dass die Krise zwischen Katar und anderen arabischen Staaten noch nicht gelöst werden konnte.

Teheran will Beziehungen zu Doha "immer weiter entwickeln"

Saudi-Arabien, Ägypten und Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten Anfang Juni ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Sie warfen dem Land vor, Terrororganisationen zu unterstützen. Vergangene Woche übermittelten die Staaten gemeinsam eine Liste mit 13 Forderungen an das Emirat. Sie sieht unter anderem die Schließung des Nachrichtensenders Al Jazeera und eine Einschränkung der diplomatischen Zusammenarbeit mit Iran vor.

Irans Präsident Hassan Rohani bezeichnete die dipolomatische Krise als "Belagerung von Katar", die "inakzeptabel" sei. "Die derzeitige Isolierung Katars ist inakzeptabel, wir jedoch werden weder die Regierung noch das Volk Katars im Stich lassen", sagte er in einem Telefonat mit Katars Emir Hamad al-Thani am Sonntag. Alle iranischen Grenzen würden für die "Brüder" in Katar offen bleiben und Teheran sei bereit, die guten Beziehungen mit Doha sogar auszubauen. Zudem sollten täglich über den Golf rund 1100 Tonnen Früchte und Gemüse geliefert werden. Der schiitisch regierte Iran ist ein Erzrivale Saudi-Arabiens.

US-Außenminister ruft zum Dialog auf

Unterdessen rief US-Außenminister Rex Tillerson die Konfliktparteien zum Dialog auf. Während einige Bestandteile der Forderungsliste schwierig zu erfüllen seien, gebe es andere, die eine Grundlage zur Lösungsfindung lieferten, sagte Tillerson in Washington. "Wir glauben, dass unsere Verbündeten und Partner stärker sind, wenn sie zusammen auf ein Ziel hinarbeiten, das nach unser aller Überzeugung darin liegt, Terrorismus zu stoppen und Extremismus entgegenzutreten."

Die USA nehmen in dem diplomatischen Konflikt bislang eine widersprüchliche Rolle ein: Sie unterhalten in Katar einen riesigen Militärstützpunkt, zugleich pflegen sie enge Beziehungen zu Saudi-Arabien. US-Präsident Donald Trump hatte Katar nach Ausbrechen der Spannungen zunächst als "Finanzier von Terrorismus" gebrandmarkt, später erklärte sein Sprecher Sean Spicer, die Krise sei eine "Familienangelegenheit", die die beteiligten Staaten unter sich regeln sollten.

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