Digitalisierung:Eine Revolution wie der Buchdruck - nur schneller

Die Bildung in Deutschland muss digitaler werden, fordern zehn renommierte Forscher in einem Gutachten. Kein Bereich des beruflichen oder privaten Lebens werde von der Digitalisierung unberührt bleiben.

Von Paul Munzinger

Deutschlands Schulen, Universitäten und Fortbildungseinrichtungen müssen sich stärker als bisher den Erfordernissen der Digitalisierung anpassen. Zu diesem Schluss kommt ein am Mittwoch in München vorgestelltes Gutachten des Aktionsrats Bildung, dem zehn renommierte Bildungsforscher angehören. "Kein Bereich des beruflichen und privaten Lebens wird von der Digitalisierung ausgeschlossen bleiben", schreiben die Wissenschaftler, das sei für eine hoch industrialisierte Gesellschaft wie Deutschland existenziell. Die Autoren befürchten, dass hierzulande erheblicher Nachholbedarf besteht.

Die Auswirkungen der digitalen Revolution seien mit denen des Buchdrucks vergleichbar - mit dem Unterschied, dass die Menge an Informationen ungleich stärker wachse. "Diese potenziell unendliche Informationsflut können wir mit unserem menschlichen Gehirn nicht mehr fassen", sagte der Sozialpsychologe und Hochschulforscher Hans-Dieter Daniel bei der Präsentation des Gutachtens. "Wir sind angewiesen auf künstliche Intelligenz, die für uns die Spreu vom Weizen trennt." Der souveräne Umgang mit digitalen Medien müsse im Unterricht gelehrt und in der Lehrerausbildung stärker als bisher berücksichtigt werden. Die Experten fordern eine flächendeckende Versorgung mit Hochgeschwindigkeitsnetzen. Es müsse verhindert werden, dass "digitaler Analphabetismus" ethnische Minderheiten, ältere Menschen oder ländliche Gebiete ausschließe.

Grundschüler, die im Unterricht mindestens einmal wöchentlich mit Computern arbeiteten, seien in Mathematik und Naturwissenschaften deutlich kompetenter. Doch die Forscher weisen auch darauf hin, dass Digitalisierung im Bildungsbereich mehr sei als das Ersetzen eines Schulbuchs durch ein PDF. Es gelte, neue pädagogisch-didaktische Ansätze zu entwickeln, die diese Technik gewinnbringend einsetzen.

Die Digitalisierung ist eine von zwölf gesellschaftlichen Entwicklungen, aus denen das Gutachten Forderungen für das deutsche Bildungssystem ableitet. Weitere untersuchte Trends sind die Globalisierung, Migration und Integration sowie die demografische Entwicklung.

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