Die dienstältesten Autokraten weltweit:Marathon an der Macht

Wählerlisten manipuliert, Journalisten bedroht: Vor der Wahl in Simbabwe scheint Präsident Mugabe alles zu versuchen, auch in seinem 33. Jahr im Amt zu bleiben. Er ist nicht der einzige Langzeit-Herrscher - einige Staatsoberhäupter halten sich seit Jahrzehnten mit drastischen Mitteln an der Macht.

Von Carina Huppertz

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Yahya Jammeh, Gambia. Im Amt seit 1994

To match WITNESS GAMBIA

Quelle: Finbarr O'Reilly/Reuters

Wählerlisten manipuliert, Journalisten bedroht: Vor der Wahl in Simbabwe scheint Präsident Mugabe alles zu versuchen, auch in seinem 33. Jahr im Amt zu bleiben. Er ist nicht der einzige Langzeit-Herrscher - einige Staatsoberhäupter halten sich seit Jahrzehnten mit drastischen Mitteln an der Macht. Eine Übersicht nach Amtsdauer.

Erst gehörte er zur Leibgarde des Präsidenten, dann stürzte er ihn. Zwei Jahre lang herrschte Jammeh mit der Militärjunta, bis er aus der Armee austrat und sich zum Präsidenten des westafrikanischen Landes wählen ließ. 19 Jahre später ist er es immer noch.

In einem von der Zeitschrift The Economist jährlich berechneten Demokratieindex belegt Gambia Platz 134 von insgesamt 167, es zählt zu den autoritären Regimen. Zwar finden in Gambia Wahlen statt - zuletzt wurde der Präsident 2011 im Amt bestätigt -, Beobachter und Opposition kritisieren sie aber als nicht frei, weil Bürger eingeschüchtert und Medien kontrolliert würden. Da mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht lesen und schreiben kann, werfen sie am Wahltag Kugeln in Kanister mit Fotos der Kandidaten.

In den letzten Jahren machte Jammeh mit der Behauptung von sich reden, er könne Aids heilen. Gambier können sich von ihm kostenlos behandeln lassen, müssen dafür aber ihre Medikamente absetzen. Kritiker verweist er des Landes. Zudem erklärte der 48-Jährige, er würde Homosexuelle persönlich köpfen und ließ im vergangenen Jahr nach knapp 30 Jahren erstmals wieder die Todesstrafe vollstrecken.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Alexander Lukaschenko, Weißrussland: Im Amt seit 1994

Belarussian President Alexander Lukashenko speaks during a press

Quelle: dpa

Er ist der erste und bisher einzige Präsident Weißrusslands. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und einer Übergangsphase fanden 1994 erstmals Präsidentschaftswahlen in dem Land statt. Überschattet von Korruptionsvorwürfen im Wahlkampf siegte Lukaschenko - so wie auch danach bei allen anderen Wahlen.

Zuletzt waren die Weißrussen 2010 aufgerufen, über ihr Staatsoberhaupt abzustimmen. 79 Prozent der Stimmen soll Lukaschenko erhalten haben. Die Opposition zweifelt das Ergebnis an, die Reaktion der Staatsmacht: Unterdrückung, Festnahmen, gewaltsame Übergriffe. Im Demokratieindex liegt Weißrussland auf Platz 141, Lukaschenko gilt als der "letzte Diktator Europas".  

2012 sagte der 58-Jährige nach Kritik von Außenminister Guido Westerwelle an seinem Führungsstil, er sei "lieber ein Diktator als schwul". Bei offiziellen Terminen begleitet ihn meistens sein jüngster, unehelicher Sohn Kolja. Lukaschenko hat den Achtjährigen einmal zu seinem Nachfolger ausgerufen. Damit die beiden ihren Geburtstag gemeinsam feiern können, soll Lukaschenko sein Geburtsdatum geändert haben: vom 30. auf den 31. August.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Islam Karimow, Usbekistan: Im Amt seit 1990

Uzbek President Karimov inspects the guard of honour during welcoming ceremoni at Vnukovo II airport near Moscow

Quelle: REUTERS

Auch Karimow ist bis heute der erste und einzige Präsident einer Ex-Sowjetrepublik. 1991 erklärte er die Unabhängigkeit Usbekistans, seitdem führt er das Land. Offiziell kann ein usbekischer Präsident zwei Mal fünf Jahre amtieren. Karimow ist bereits in seiner dritten Amtszeit und zudem seit 23 Jahren an der Macht.

Schon mehrmals kam es zu Protesten im Land, die Armee unterdrückte sie und schoss auf die Demonstranten. The Economist setzt das Land im Demokratieranking auf den siebtletzten Rang: Platz 161. Die Bundesregierung äußert sich trotzdem nur selten kritisch. Sie betreibt einen strategisch wichtigen Flughafen im Land. Als die USA nach einem Massaker an unbewaffneten Demonstranten im Jahr 2005 das Regime Karimow  kritisierten, wurden sie ausgewiesen. Deutschland will das um jeden Preis vermeiden.

Besonders die Familie von Karimow profitiert von seiner Stellung, vor allem finanziell. Seine Tochter Gulnara wurde lange als mögliche Nachfolgerin gehandelt, seit 2008 war sie Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf. Nun soll sie aufgrund von Korruptionsvorwürfen abgezogen worden sein, berichtet der Schweizer Rundfunk  SRF und vermutet einen internen Machtkampf um die Nachfolge ihres Vaters.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Nursultan Nasarbajew, Kasachstan: Im Amt seit 1990

Präsident Nasarbajew mit 91 Prozent wiedergewählt

Quelle: dpa/dpaweb

Noch zu Sowjetzeiten wurde Nasarbajew Präsident, eine Abstimmung bestätigte ihn 1991 im unabhängigen Kasachstan in seiner Position. Seitdem hält er sich durch gefälschte Wahlen und diverse Verfassungsänderungen an der Macht. 2007 setzte er durch, dass er unbegrenzt oft Präsident werden kann. Seine Wahlergebnisse liegen im Schnitt um die 90 Prozent.

Demonstrationen werden niedergeschlagen, Journalisten behindert, Regimegegner verhaftet - sie berichten von Folter in dem zentralasiatischen Land. Im Demokratieindex liegt Kasachstan auf Platz 143. Angela Merkel empfing Nasarbajew im vergangenen Jahr trotzdem. Kasachstan ist reich an Rohstoffen, auf die viele westliche Länder Zugriff wollen und das Land deshalb nur verhalten kritisieren.

Seit 2012 hat der 73-Jährige einen eigenen Feiertag: Der "Tag des ersten Präsidenten" am 1. Dezember. Bei der Premiere im letzten Jahr zeigte das Fernsehen einen Film über das Leben des jungen Nasarbajew - der erste Teil einer Trilogie.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Idriss Deby Itno, Tschad: Im Amt seit 1990

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Quelle: AFP

Der ausgebildete Kampfpilot Deby unterstützte erst den Diktator Hissène Habré im Bürgerkrieg, bevor er ihn 1990 mit einer Rebellenarmee stürzte. 2004 hob die von Debys Partei dominierte Nationalversammlung die in der Verfassung vorgesehene Beschränkung auf zwei Amtszeiten auf - der Weg für weitere Jahre an der Macht war frei.

Zwar lässt Deby regelmäßig Wahlen abhalten, im Demokratieranking von The Economist belegt der Tschad trotzdem den drittletzten Platz: Rang 165. Beobachter kritisieren stets Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen. Nach einem Friedensabkommen fand 2011 zum ersten Mal seit neun Jahren ein Wahlgang statt, den die Opposition nicht boykottierte.

Immer wieder greifen Rebellentruppen die Regierung an, von 2008 bis 2010 herrschte Bürgerkrieg in dem zentralafrikanischen Land. Viele westliche Staaten unterstützen dabei die Regierung von Idriss Deby - allen voran Frankreich, das durch ein Militärabkommen Soldaten im Tschad stationiert hat.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Ayatollah Chamenei, Iran: Im Amt seit 1989

File photo of Iran's Supreme Leader Khamenei gesturing in Tehran

Quelle: REUTERS

Nach der Islamischen Revolution stieg Chamenei in die Führungsriege auf, 1981 wurde er auf Vorschlag des Revolutionsführers Präsident - und nach dessen Tod 1989 sein Nachfolger. Damit ist er die höchste geistliche und politische Instanz, denn de facto ist der Revolutionsführer Staatsoberhaupt.

Erst im Juni wählten die Iraner einen neuen Präsidenten, doch die Wahl war überschattet von Einflussnahme und Gewalt. Amnesty International kritiserte, das Regime würde Kritiker verfolgen, grundlos festnehmen und foltern. Im Demokratieranking liegt Iran auf Platz 158.

Dass trotzdem der Reformer Hassan Rohani zum neuen iranischen Präsidenten gewählt wurde, ändert wenig an der Macht des Ayatollahs - er hat stets als Strippenzieher hinter den Präsidenten agiert.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Omar Hasan Ahmad al-Bashir, Sudan: Im Amt seit 1989

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Quelle: AFP

Al-Bashir trat im Alter von 16 Jahren der Armee bei und machte besonders durch Nationalismus und eine fundamentalistische Haltung auf sich aufmerksam. 1989 putsche er sich unblutig an die Macht, seit 1993 ist er Staatspräsident. Besonders im jahrelangen Bürgerkrieg mit dem Süden des Landes werden ihm enorme Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag stellte einen Haftbefehl wegen Völkermordes aus.

Zuletzt wählte der Sudan im Jahr 2010, Beobachter werfen dem Regime jedoch massiv Betrug vor, die Opposition boykottierte die Wahlen. Im Demokratieindex liegt das Land auf Platz 154 von 167.

Ein Jahr später erkannte Al-Bashir überraschend ein Referendum über einen unabhängigen Südsudan an. Im gleichen Jahr gab der 69-Jährige bekannt, bei der nächsten Wahl nicht mehr kandidieren zu wollen. Sie müsste laut Verfassung 2015 stattfinden.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Paul Biya, Kamerun: Im Amt seit 1982

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Quelle: AFP

Paul Biya wurde 1982 der zweite Präsident des zentralafrikanischen Landes, nachdem er seit 1975 schon Premierminister war. Mittlerweile besetzt er das Amt seit mehr als drei Jahrzehnten. 2008 änderte der heute 80-Jährige die Verfassung, damit er noch weitere Amtszeiten antreten kann.

Im Demokratieindex liegt Kamerun nach 31 Jahren Biya auf Platz 131. Neben der Unterdrückung der Opposition wird dem Regime vor allem Korruption vorgeworfen, das Wirtschaftswachstum kommt nur wenigen Einwohnern zugute. Der Präsident und seine Frau sind hingegen für ihren ausschweifenden Lebensstil bekannt.

Auf die missliche Menschenrechtlage in Kamerun hat vor kurzem ein dramatischer Vorfall aufmerksam gemacht: der Journalist und Aktivist für Homosexuellen-Rechte, Eric Ohena Lembembe, wurde tot in seiner Wohnung gefunden. Mit einer Verurteilung der unbekannten Täter rechnen Beobachter nicht.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Robert Mugabe, Simbabwe: Im Amt seit 1980

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Quelle: AFP

1987 wurde Mugabe der erste Präsident von Simbabwe, damals galt er als Hoffnungsträger. Nach 33 Jahren an der Macht hat er vor allem einen Ruf als brutaler Herrscher: Bei der letzten Wahl zog sein langjähriger Herausforderer Morgan Tsvangirai seine Kandidatur in der Stichwahl zurück, weil in dem Land blutige Kämpfe tobten. Später erklärte sich Tsvangirai bereit, Teil einer Übergangsregierung zu werden - zu melden hatte er allerdings wenig.

In diesem Jahr will Mugabe noch einmal gewählt werden. Reporter ohne Grenzen berichten, dass erneut Journalisten eingeschüchtert werden und das Staatsfernsehen nur die Politik des 89-Jährigen propagiert. Der Demokratieindex platziert Simbabwe auf Rang 148 von 167.

Mugabe selbst sagte einmal, nur Gott könne ihn aus dem Amt heben. Bis die Opposition das schafft, kann es noch eine Weile dauern. Denn ein Verfassungsreferendum vom März 2013, das jeden Präsidenten auf zwei Amtszeiten à fünf Jahre beschränkt, gilt auf Druck Mugabes nicht rückwirkend.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:José Eduardo dos Santos, Angola: Im Amt seit 1979

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Quelle: AFP

Er ist einer der beiden dienstältesten Autokraten: Der 71-Jährige dos Santos regiert Angola seit 34 Jahren. Er ist der zweite Präsident des Landes. Als er nach 13 Jahren an der Macht erstmals Wahlen zuließ, kam es zu Gewaltausbrüchen. Die Angst davor ist eine Stütze seiner Macht.

2012 durfte das Volk erst zum dritten Mal seit der Unabhänigkeit im Jahr 1975 wählen. Die Regierungspartei erhielt 71,8 Prozent der Stimmen, und durch eine Verfassungsänderung bestätigte das Ergebnis gleich auch dos Santos für weitere fünf Jahre als Präsident - ohne dass er sich direkt zur Wahl stellen musste. Angola liegt im Demokratieranking auf Platz 133.

Angola ist trotz enormer Rohstoffvorkommen eines der ärmsten Länder der Welt, dos Santos gilt als einer der reichsten Herrscher. Seine Tochter soll in diesem Jahr die erste Milliardärin Afrikas geworden sein.

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Die dienstältesten Autokraten weltweit:Teodoro Obiang, Äquatorialguinea: Im Amt seit 1979

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Quelle: AFP

Teodoro Obiang putschte sich an die Macht: Er setzte seinen vorher regierenden Onkel ab und ließ ihn erschießen. Der dienstälteste Autokrat ist erst der zweite Präsident des zentralafrikanischen Landes - das aber schon seit 34 Jahren.

Bei Wahlen erreicht er Prozentzahlen, von denen andere Herrscher nur träumen können. Knapp 100 Prozent aller Wähler sollen einmal für den 71-Jährigen gestimmt haben. Neben Betrug wirft ihm Amnesty International vor, Oppositionelle einzuschüchtern und grundlos zu verhaften. Im Demokratieranking liegt das Land auf dem achtletzten Platz, Rang 160.

Im vergangenen Jahr sang Julio Iglesias auf einer Veranstaltung von Obiang. Die Karten sollen 750 Euro gekostet haben - weit mehr, als das Volk im Monat verdient. Das Durchschnittseinkommen in Äquatorialguinea liegt zwar bei etwa 900 Euro monatlich, dieser Wert wird aber vom Reichtum einer kleinen Elite verfälscht. Viele Bürger haben weniger als einen Dollar pro Tag zum Überleben.

© Süddeutsche.de/gal/joku
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