Deutschlandbesuch:Dank vom Dalai Lama, Protest aus China

Am zweiten Tag seines Deutschlandsbesuchs hat sich der Dalai Lama für die Solidarität für seine Heimat Tibet bedankt. Die chinesische Botschaft legte unterdessen im deutschen Entwicklungsministerium telefonisch Protest gegen ein geplantes Treffen mit dem Dalai Lama ein.

Der Dalai Lama hat den Deutschen für ihre Unterstützung und Solidarität für seine Heimat Tibet gedankt. "Ihr habt nicht nur Demokratie, Wohlstand, Menschenrechte und Freiheit, sondern ihr unterstützt diese Werte auch in aller Welt, auch in Richtung Tibet", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter in Bochum.

Dalai Lama, dpa

"Wir suchen nicht die Unabhängigkeit" - der Dalai Lama fordert lediglich Autonomie für sein Heimatland Tibet.

(Foto: Foto: dpa)

Der Besuch des Dalai Lama sorgt jedoch für neue Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und China. Die Pekinger Regierung protestierte am Freitag beim Auswärtigen Amt gegen ein Treffen des Tibeter-Oberhauptes mit Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Die chinesische Botschaft habe angerufen, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Weitere Protestnoten seien im Auswärtigen Amt bisher nicht eingegangen.

"Es gibt schöne Worte und es gibt Taten"

Am zweiten Tag seines Deutschland-Besuchs stellte der 72-Jährige nochmals klar, dass er für Tibet lediglich Autonomie innerhalb Chinas fordere: "Wir suchen nicht die Unabhängigkeit."

Bei den Gesprächen mit der chinesischen Regierung komme es aber nicht auf die Zusagen an, sondern auf wirkliche Veränderungen. "Es gibt schöne Worte und es gibt Taten." Zugleich bekräftigte der Friedensnobelpreisträger seinen Versöhnungswillen. "Wir sind Brüder und Schwestern, wir müssen Seite an Seite leben", sagte er in Richtung China. Zuvor hatte sich der Dalai Lama ins Goldene Buch der Ruhrgebietsstadt eingetragen.

Einen Besuch der Olympischen Spiele lehnte der 72-Jährige indes nicht kategorisch ab. Nötig sei eine Verbesserung der Lage in Tibet, sagte er. Die chinesische Regierung müsse zudem ernsthaft überlegen, wie man den Konflikt gemeinsam lösen könne. "Wenn dann eine offizielle Einladung käme, wäre ich glücklich", sagte der Dalai Lama der Bild-Zeitung.

Respekt vor China

Das Oberhaupt der Tibeter sagte, China verdiene die Olympischen Spiele. Es sei das Land mit der größten Bevölkerung und eine der ältesten Nationen. "Außerdem sind über eine Milliarde chinesischer Brüder und Schwestern stolz auf diese Spiele - ein Stolz, den wir respektieren müssen."

Der bevorstehende Besuch des Dalai Lama in Nürnberg und Bamberg ist nach Worten des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann eine "besondere Ehre" für den Freistaat. Der 72-Jährige bleibt bis Montag in Deutschland.

Zum Abschluss seines Aufenthalts wird er am Montag in Berlin am Brandenburger Tor sprechen und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) treffen. Die Frage, ob die Bundesregierung den Religionsführer empfangen oder aus Rücksicht auf China darauf verzichten soll, hat zu innenpolitischem Streit geführt.

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